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Channel: Industriemuseum Elmshorn
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Buchvorstellung im Industriemuseum | Lesung mit Uwe Mayer

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Uwe Mayer (links) und Reimer Hörster bei der Buchvorstellung im Industriemuseum

Ein Hupen gefolgt von klingeln durchzieht das Erdgeschoss des Industriemuseums Elmshorn. Alle Kinder einer zweiten Klasse der Grundschule Kaltenweide drehen ihre Köpfe zur Tür. Dort erkennt man eine Gestalt mit einem Zylinder auf einem fahrradähnlichen Gefährt. Es handelt sich um eine Laufmaschine, genauer gesagt: Um eine Draisine, die heute als Vorläufer des modernen Fahrrads gesehen wird. Der Fahrer der Draisine zieht unter den Blicken der Kinder an Tischen und Stühlen vorbei Richtung Bühne. Er hebt seinen Zylinder und begrüßt die Schülerinnen und Schüler mit einem leichten süddeutschen Akzent.

Bei dieser Gestalt handelt es sich um Uwe Mayer, seines Zeichens Illustrator und Autor. Der Grund für seinen Besuch im Industriemuseum ist sein neues Buch „Die Laufmaschine! Vom Herrn Baron von Drais und seiner erstaunlich nützlichen, sagenhaften Erfindung!“. Karl von Drais, der Namensgeber der Draisine, ist der Protagonist in Mayers Buch. Auf 48 liebevoll gestalteten Seiten begleiten die Leserinnen und Leser ihn bei der Entwicklung seines Fahrradvorläufers. Dabei geht es um Vulkanausbrüche, kuriose Erfindungen und halsbrecherische Probefahrten.

 

 

Auszug aus „Die Laufmaschine! Vom Herrn Baron von Drais und seiner erstaunlich nützlichen, sagenhaften Erfindung!“ © Uwe Mayer

Es ist das erste Mal, dass Uwe Mayer sein Buch der Öffentlichkeit vorstellt, dafür ist er extra aus Baden-Baden nach Elmshorn gereist. Nach einer Generalprobe am Dienstag, den 19. Juni vor Fahrradinteressierten, fand am Mittwoch eine exklusive Lesung vor Schülerinnen und Schülern statt. Und Mayers Auftreten mit Weste und Halstuch überzeugte! Er stellt Fragen an das Publikum und lies die Kinder seine Bilder mit Geräuschen untermalen. So verwandelte sich der Raum mal in eine Insel mit einem ausbrechenden Vulkan, mal in die A7 bei Berufsverkehr. Mayer zelebriert mit seinem Buch auch ein Jubiläum – 200 Jahre Fahrrad! 1817 ist Karl von Drais mit seiner Laufmaschine zum ersten Mal gefahren und hat damit die Entwicklung des Fahrrads nachhaltig geprägt.

Mayers Buch thematisiert auch die Bemühungen anderer Erfinder, ein Zweirad zu entwickeln. Schließlich war die Entwicklung eines mit Muskelkraft betriebenen Zweirades im frühen 19. Jahrhundert eine absolute Neuheit. Die Detailverliebtheit und Bildersprache lassen jede Figur in Mayers Erzählung zum Leben erwachen. Die Frage, ob das Fahrrad oder das Auto die Zukunft der Mobilität sein wird, ist eine Frage die Mayer sich und den Leserinnen und Lesern stellt.

Uwe Mayer führt die Draisine vor

Seine jungen Zuhörerinnen und Zuhörer konnte er auf jeden Fall begeistern. Spätestens, als er anbot seine Laufmaschine auszuprobieren. Zu dritt setzten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Draisine und bewegten sich gemächlich durch die Ausstellung des Industriemuseums, während andere sich auf das historische Hochrad helfen ließen. Als Highlight stieg Uwe Mayer unter Aufsicht von Reimer Hörster, dem wir Meyers Besuch in Elmshorn zu verdanken haben, auf das Hochrad und begab sich auf eine kurze, wackelige Tour durch die Catharinenstraße – gefolgt von ungläubigen Blicken der Passanten: Wann sieht man schließlich einen Mann mit Weste und Zylinder auf einem Hochrad? Die Lesung endete mit einem kurzen Rundgang durch das Erdgeschoss des Museums, wo sich Schülerinnen und Schüler, ihre Lehrerinnen und der Autor gemeinsam die Zwei- bis Vierräder der Museumssammlung ansahen.

Das Buch „Die Laufmaschine! Vom Herrn Baron von Drais und seiner erstaunlich nützlichen, sagenhaften Erfindung!“ erscheint im August und kann ab sofort auf der Homepage Uwe Mayers vorbestellt werden.


Objekt des Monats Juli

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Diese Postkarte fand 1959 ihren Weg von Elmshorn nach Freiburg

Auf ins kühle Nass

Wir befinden uns im Jahre 1959. Lange Zeit vor Messenger Diensten, Smartphones und Festnetzanschlüssen in (fast) jedem Haushalt. Um Freunde oder die Familie auf dem Laufenden zu halten, griffen die Menschen zu Stift und Papier. In diesem Fall zur Postkarte. Was heute höchstens noch mit Urlaubsgrüßen versehen aus allen Teilen der Welt den Weg zu den Daheimgebliebenen findet, war noch vor wenigen Jahrzehnten ein beliebtes Kommunikationsmittel. Ende der 1950er Jahre war das Versenden einer Postkarte mit 10 Pfennig sogar günstiger als heute das Verschicken einer SMS, die ohne entsprechende Flatrate bis zu 19 Cent kosten kann.

Urlaub in Elmshorn

Um einen eben solchen Urlaubsgruß handelt es sich bei der hier vorgestellten Postkarte. Der bedachte Daheimgebliebene bekam seine Urlaubsgrüße nach Freiburg im Breisgau geschickt und wurde nicht nur von den Urlaubern, sondern auch den in Elmshorn ansässigen Besuchten gegrüßt. Der Poststempel auf der Rückseite der Karte ist auf den 30. August 1959 datiert. Das Motiv auf der Vorderseite der Karte lässt auf wenigstens eine Aktivität der fünf Feriengäste schließen: Ein Besuch im Freibad Elmshorn. Auf vier Schwarz-Weiß-Fotos präsentiert sich das Schwimmbad in Langelohe mit Abbildungen von Restaurant, Bademeisterhaus, Kinderspielplatz und Schwimmbecken.

Eine Quelle der Freude für Jung und Alt

In dem Bildband „Elmshorn, eine Stadt und ihre Menschen“ von 1959 heißt es: „Wer in früheren Zeiten während des Sommers ein erfrischendes Bad nehmen wollte, mußte verreisen […]. Elmshorn […] hatte keine Badeanstalt. Dieser oftmals empfundene Mangel ist nun behoben. Auf der sogenannten Krückauinsel befindet sich jetzt eine moderne Freibadeanstalt. Sie steht unter der Verwaltung der Stadtwerke und darf in ihrer Anlage als mustergültig gelten. Bademeister Buck und seine Helfer von der DLRG sorgen für die Sicherheit der ihnen anvertrauten Gäste. Unzählbar die Zahl der Badenden an heißen Sommertagen, eine wirkliche Quelle der Freude für Jung und Alt.“ Die Elmshorner waren sichtlich stolz auf ihr neues Freibad. So stolz, dass der Autor bei seiner Beschreibung ganz vergisst, dass Elmshorn  bereits vor dem Neubau des Freibades eine Bademöglichkeit besaß. Bereits 1896 wurde die so genannte Badeanstalt an der Oberau eröffnet, die ihren Besucherinnen und Besuchern Abkühlung in der Krückau bot.

Das heute unter Denkmalschutz stehende Technik- und Bademeisterhaus kurz nach seiner Fertigstellung in den 1950er Jahren

Denkmalschutz im Freibad

Architektonisch sind alle zwischen 1952 und 54 gebauten Gebäude auf dem neu errichteten Freibadgelände im typischen Stil des Jahrzehnts gestaltet. Ihre historische Bedeutung erhalten sie als Spiegel des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er Jahre. Das auf der Postkarte in der linken unteren Ecke abgebildete Technik- und Bademeisterhaus gilt heute als besonderes Kulturdenkmal. Mit seinem einprägsamen Dach ist es das erste nach Ende des Zweiten Weltkriegs errichtete Gebäude Elmshorns, das vom Landesamt für Denkmalschutz in die Liste schützenswerter Kulturgüter aufgenommen wurde. Der „kühnen Gestaltung wegen“ schrieb das Amt dem Bademeisterhaus in dem entsprechenden Eintrag im Denkmalbuch zudem „eine besondere künstlerische Bedeutung zu“.

Grüße aus dem Industriemuseum Elmshorn

Ob auf Elmshornbesuch oder hier lebend: Neben einem Besuch des Freibades bietet auch das Industriemuseum jede Menge Unterhaltung in den Sommerferien. Im Anschluss an den Museumsrundgang empfiehlt sich ein Bummel durch den Museumsshop. Auch hier besteht die Möglichkeit, Postkarten zu erstehen. Für die Daheimgebliebenen oder als Erinnerung für sich selbst.

 

Inventarnummer: BA2008-0898

Datierung: 1959

Hersteller: Verlag Ludwig-Joost

Material: Pappe, Tinte, Papier

Standort: Schaumagazin, Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte

Weiße Flecken werden bunt

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Weiße Flecken werden bunt – Über 20 Jahre Frauengeschichtswerkstatt

Um die Arbeit der Frauengeschichtswerkstatt zu dokumentieren und auch, um einen Rückblick auf die bereits erbrachten Leistungen zu werfen, haben Anna Friedrichs (mpz), Ulrike Gay (mpz und FGW) und Hille Lucht-Wraage (FGW) einen Film über die Arbeit der Frauengeschichtswerkstatt gedreht, die das Industriemuseum seit über 20 Jahren begleitet.

„Weiße Flecken werden bunt – Über 20 Jahre Frauengeschichtswerkstatt“ blickt gemeinsam mit den Frauen zurück auf die Aufarbeitung von Frauenleben, Frauenarbeit und Frauengeschichte: die Diskussion über die Vorkriegszeit, in der es hieß, „du brauchst nichts zu lernen, du heiratest ja doch“; die Zeit des Faschismus, die Nachkriegszeit und das Heute. Wir sehen die Frauen in Aktion bei der Museumsarbeit, in der sie mit einem frauenspezifischen Blick Alltag und Arbeit am Beispiel Elmshorns sichtbar werden lassen.

Die ehrenamtlich tätige Frauengeschichtswerkstatt ist fester Bestandteil des Industriemuseums Elmshorn. Gemeinsam mit dem Museumsteam konnten die Frauen in den vergangenen 20 Jahren mehr als 20 Ausstellungen erarbeiten. Der Film zieht die Zwischenbilanz einer Arbeit, die weiter geht. Neue Frauen sind dazu gekommen und das nächste Ausstellungsprojekt ist stets in Planung.

Dokumentarfilm von Anna Friedrichs, Ulrike Gay und Hille Lucht-Wraage / 60 Min

Wer mehr über die Arbeit der Frauengeschichtswerkstatt erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, sich den Treffen im Industriemuseum anzuschließen. Der Film ist für 16,- Euro als DVD im Museumsshop des Industriemuseums sowie über die Seite des mpz’s erhältlich.

Hier erhalten Sie weitere Informationen zu der Arbeit des Medienpädagogik Zentrums Hamburg e.V. und der Frauengeschichtswerkstatt.

Projektleitung #KönigstraßeElmshorn – 773 Schritte durch die Zeit

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Bei der Stadt Elmshorn ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Stelle als

Projektleitung

 

für das Projekt #KönigstraßeElmshorn – 773 Schritte durch die Zeit im Industriemuseum zu besetzen. Das Projekt wird durch den Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Mit seinen 51.000 Einwohnern, 30 km nordwestlich von Hamburg, bietet die Stadt Elmshorn als familienfreundlicher Arbeitgeber ein attraktives und vielfältiges Arbeitsumfeld sowie abwechslungsreiche Aufgaben.
Das Industriemuseum Elmshorn zeigt als eines der wenigen Museen in Schleswig- Holstein die Geschichte von Leben und Arbeit in der Industriezeit. In unserem historischen Speichergebäude werden auf vier Etagen grundlegende allgemeine Phänomene der Industriegeschichte anschaulich. Wir sind ein überregional bedeutsames Erlebnismuseum mit einem sehr familien- und kinderfreundlichen Museumskonzept.
Ihre Aufgaben:

  • Koordination des Projektes und der Projektpartner/innen
  • Literatur- und Archivrecherche
  • Sammlung und Dokumentation der Neuzugänge Königstraße (Objekte, Fotos, Filme, Zeitzeugenaussagen)
  • Erstellung von Zeitzeugeninterviews
  • Konzeption und Realisierung der Teilausstellungen Didaktische Aufbereitung des Materials
  • Erstellen von Texten für Ausstellung, Begleitpublikationen und Tour-Guide
  • Koordination des Ausstellungskatalogs
  • Betreuung der Online-Plattform
  • Abgeschlossenes Studium (Dipl.- /FH bzw. Bachelor) der Fachrichtung Neue und Neueste Geschichte, Zeitgeschichte, Medien- und Technikgeschichte, Kunstgeschichte oder Kulturwissenschaften oder einer vergleichbaren Fachrichtung
  • Erfahrungen in der Museumsarbeit und in der Inventarisierung
  • Erfahrungen in der wissenschaftlichen Recherche
  • Interview- und Publikationserfahrung
  • Kenntnisse in der Betreuung von Online-Auftritten
  • Teamfähigkeit
  • Selbständige Arbeitsweise

Wir bieten eine Beschäftigung in Vollzeit mit 39 Wochenstunden. Die Beschäftigung erfolgt befristet bis zum 30.06.2020. Die Eingruppierung erfolgt entsprechend der Qualifikation und den persönlichen Voraussetzungen bis in die Entgeltgruppe 11 TVöD. Daneben werden die im öffentlichen Dienst üblichen Sozialleistungen gewährt (Zusatzversorgung, Sonderzuwendung u. a) und weitere Vergünstigungen (so z.B. die Teilnahme am Job-Ticket-Programm des HVV oder der Deutschen Bahn oder Gesundheitsprogramme).
Weitere Auskünfte über die Stelle erläutert Ihnen gerne Frau Böhnke (T +49 (0) 4121 26 88 71).
Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten werden Frauen bei gleichwertiger Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig eingestellt. Gleiches gilt für Schwerbehinderte.
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, senden Sie Ihre Bewerbung bitte bis zum 15.10.2018 per Mail an t.froehlich@elmshorn.de als PDF-Datei oder schriftlich an:

Stadt Elmshorn
Der Bürgermeister
Haupt- und Rechtsamt
Personalwesen und Organisation
Postfach 1103
25333 Elmshorn

Gefördert im Fonds Stadtgefährten der

Objekt des Monats Oktober

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Messen – Rechnen – Scannen

Gesehen haben sie alle schon einmal: Männer und Frauen, die mit Stativen und darauf geschraubten Instrumenten am Straßenrand stehen. In einiger Entfernung steht eine weitere Person an einer gestreiften Stange oder einer meist gelben Latte. Es handelt sich bei den Gerätschaften nicht um Radarfallen oder Lasergeräte, die messen, ob die Autofahrerinnen und Autofahrer sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, sondern um Instrumente zur Landvermessung.

Das Nivelliergerät

Diese kommen in unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz. Während Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katasterämter, die heute in Schleswig-Holstein in dem Landesamt für Vermessung und Geoinformation zusammengefasst sind, überwiegend Messinstrumente zur Bestimmung von Entfernungen benutzen, arbeiten andere Vermessungstechnikerinnen und Vermessungstechniker auch mit dem sogenannten Nivellier. Die ermittelten Daten werden für die Erstellung von Plänen und Karten, aber auch für die Vorbereitungen von Straßenbauarbeiten oder den Gebäudebau genutzt.

Die Vermessung der Stadt

Nivelliergeräte werden immer dann eingesetzt, wenn Höhen oder Höhenunterschiede bestimmt werden sollen. Dies kann sowohl in der Landvermessung der Fall sein, um etwa Erhöhungen im Gelände festzustellen, als auch im Bauwesen. In letzterem Bereich funktionieren die Instrumente ähnlich wie eine Wasserwaage und helfen etwa bei der Ausrichtung von Neubauten. Ergänzend zum Nivellier werden ein Stativ und eine Nivellierlatte benötigen. Diese ist zwischen 3 und 5 Metern lang. Für eine Messung muss sie senkrecht gehalten werden. Um sicher zu stellen, dass die Nivellierlatte gerade steht, wird sie in einem Lattenrichter ausgerichtet und in Lot gebracht.

Moderne Höhenvermessung

Moderne Messinstrumente sind in der Regel elektrooptische Geräte, die Entfernungen oder Höhen mit Hilfe von Laser- bzw. Infrarotstrahlen ermitteln. Im Falle des Nivelliergerätes bedeutet dies, dass das auf dem Stativ befestigte Gerät mittels optischer Strahlung einen Strichcode auf der Nivellierlatte abscannt. Vergleichen lässt sich dieses Vorgehen mit dem Scannen von EAN-Codes an der Supermarktkasse. Zur Bestimmung von Höhenunterschieden werden zwei Messpunkte benötigt. Das Nivelliergerät scannt also zunächst den Strichcode auf der einen Latte, wird dann gedreht und scannt im Folgenden den Strichcode einer zweiten Latte, die im gleichen Abstand zum Nivellier auf der genau gegenüberliegenden Seite aufgestellt ist. Durch die beiden ermittelten Messwerke kann der Höhenunterschied bestimmt werden.

Mathematik zum Anfassen!

Das hier vorgestellte Nivelliergerät stammt aus einer Elmshorner Ingenieurgemeinschaft, in deren Tätigkeitsfeld unter anderem die Entwicklung von Verkehrswegen und Siedlungsstrukturen fällt. Nachdem es durch ein moderneres Messinstrument ersetzt wurde, kam es im Frühjahr dieses Jahres als Spende in das Industriemuseum. Zu sehen ist es derzeit auf dem Plakat der Sonderausstellung „Stadtplan und Katasterkarte – Die Vermessung der Stadt“ sowie noch bis zum 13. Januar im 2. Obergeschoss des Museums. Wer ein Nivelliergerät einmal selbst  ausprobieren möchte, hat am 4. November die Gelegenheit dazu. Gemeinsam mit einem Vermesser der Stadt sollen die Höhen der Gebäude in der Königstraße gemessen werden – Mathematik zum Anfassen! Die Aktion findet zwischen 12 und 17 Uhr in der Königstraße auf Höhe der Stadtbücherei statt.

Inventarnummer: 2018-0229

Maße: H: 13,0cm; B: 12,0cm; T: 28,5cm

Material: Glas, Metall, Kunststoff

Standort: Sonderausstellung 2. OG, Industriemuseum Elmshorn

Ein tolles Projekt für Elmshorn

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Voll des Lobes

„Ich bin voll des Lobes und froh, dass Frau Böhnke dieses tolle Projekt nach Elmshorn geholt hat!“ Mit diesen Worten beendete Stadtrat Dirk Moritz am Montag die Pressekonferenz im Industriemuseum. Vorgestellt wurde das im Fonds Stadtgefährten von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „#KönigstraßeElmshorn – 773 Schritte durch die Zeit“.

Gemeinsam mit den Projektpartnern Bahnhofsmission, Kunstverein, Stadtbücherei und dem Stadtmarketing möchte das Team des Industriemuseums die Geschichten hinter den Fassaden der Königstraße aufarbeiten. Dabei geht es nicht nur um historische Rückblicke, sondern auch um das heutige Leben und Arbeiten in der Königstraße sowie Zukunftsvisionen und -wünsche für die heutige Fußgängerzone.

Dirk Moritz, Philipp Braun, Bärbel Böhnke, Monika Dormann, Wiebke Turkat, Amelie Sommer, Christel Storm und Katharina Steinebach in der Königstraße

Vergangenheit und Zukunft

Unterstützt wird die Arbeit von dem Förderverein des Museums. Monika Dormann, Vorsitzende des Fördervereins und selbst in der Königstraße geboren, freut sich, dass die Kulturstiftung des Bundes den im Februar gestellten Antrag bewilligt hat: „Das Projekt ist eine einmalige Chance für Elmshorn!“ Zu der Zukunft gehöre immer auch der Blick auf die Vergangenheit – beides thematisiert das Team rund um das Königstraßen-Projekt.

Zeitzeugen gesucht

Zum nächstmöglichen Zeitpunkt soll von einem Teil der Fördersumme (bis zu 150.000 Euro) eine Projektleitung eingestellt werden, die künftig alle Termine, Veranstaltungen und Angebote koordiniert. Doch auch das Führen von Interviews mit denjenigen, die auf die ein oder andere Weise mit der Königstraße verbunden sind, wird in das Aufgabenfeld der Projektleitung fallen. „Bisher sind fast alle unserer Interviews reine Audiospuren. Für die Geschichten aus der Königstraße möchten wir nun mit Unterstützung eines Profis Videointerviews führen, die ab dem Sommer 2020 in einem Tourguide online abrufbar sind.“ erklärt Bärbel Böhnke.

Das Möhringsche Haus beheimatet heute die Stadtbücherei

Anzutreffen sein wird die Projektleitung nicht nur im Museum. Philipp Braun, Leiter der Stadtbücherei, verrät, dass die Eröffnung eines temporären Projektbüros in der Stadtbücherei geplant ist. Hier können Interviewtermine vereinbart und Spenden abgegeben werden sowie Ideen für mögliche Kooperationen und Veranstaltungen ausgetauscht werden. Als ehemalige Brauerei wird das Gebäude der Stadtbücherei darüber hinaus bereits im Februar eine wichtige Rolle einnehmen, wenn die erste Sonderausstellung im Industriemuseum eröffnet.

Ausstellungen im Industriemuseum und in der Königstraße

Doch das Projektteam hat noch mehr vor: „Wir entwickeln allein fünf Sonderausstellungen, die von Februar 2019 bis Juni 2020 im Industriemuseum gezeigt werden. Dazu kommen Ausstellungen und Veranstaltungen, die bei den Partnern des Projekts stattfinden werden.“ erzählt die Museumsleiterin. So zum Beispiel der Bau eines überdimensionalen Papierboots, das am 17. August im Elmshorner Hafen vom Stapel laufen soll. Organisiert hat die Veranstaltung der Kunstverein Elmshorn: „Wir arbeiten zusammen mit dem Kölner Künstler Frank Bölter und sind gespannt, ob unser Papierboot fahren oder sinken wird.“ schmunzelt die Vorsitzende des Kunstvereins Elmshorn.

Katharina Steinebach und Luise Evers informieren am Sonntag, den 4.11. in der Königstraße über das Projekt #KönigstraßeElmshorn – 773 Schritte durch die Zeit

Den Blick öffnen und Barrieren abbauen

Auch Wiebke Turkat, Leiterin der Bahnhofsmission in Elmshorn, hat bereits Pläne, die sie gemeinsam mit dem Projektteam umsetzen möchte. „Zu uns kommen diejenigen, die häufig herunterfallen, oder nicht gesehen werden.“ Um die Königstraße auch aus ihren Blickwinkeln zu betrachten, wird es im Sommer eine öffentliche Stadtführung geben, in deren Rahmen ein ehemals wohnungsloser Mitarbeiter der Bahnhofsmission zu versteckten Orten in der Königstraße führt.

Während der Projektlaufzeit bis zum Sommer 2020 sind alle Interessierten herzlich eingeladen, etwas über „ihre Königstraße“ zu erzählen. Kontakt zu der Projektleitung können Sie unter hallo@koenigstrasse-elmshorn.de aufnehmen.

Das Projekt #KönigstraßeElmshorn – 773 Schritte durch die Zeit ist

gefördert im Fonds Stadtgefährten der

Ein Silberschatz für das Industriemuseum

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Saskia Lescow (Fielmann AG), Monika Dormann (Vorsitzende des Fördervereins des Industriemuseums) und Bärbel Böhnke (Leiterin des Industriemuseums) (von links)

Zinn und Silber als Zeichen der Zünfte

Silbrig glänzt es in der behandschuhten Hand der Museumsleiterin Bärbel Böhnke. Gemeinsam mit Monika Dormann, Saskia Lescow und Jürgen Ostwald präsentierte sie im Oktober den wertvollen Neuzugang des Industriemuseums – ein Zunftschild des Elmshorner Silberschmiedes Franz Dietrich Gätckens. Gefertigt wurde es bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nun hat es, über Umwege nach Belgien, seinen Weg zurück nach Elmshorn gefunden. In kommenden Ausstellungen soll es als Beispiel filigraner Handwerkskunst die Arbeit von Gold- und Silberschmieden der Krückaustadt präsentieren.

Dass das Industriemuseum einen derart wertvollen Schild in seine Sammlung aufnehmen kann, ist der Fielmann AG zu verdanken. Seit Jahren schon unterstützt sie in Schleswig-Holstein Museen und andere Kultureinrichtungen mit großzügigen Schenkungen. Neben Ankäufen von Exponaten, wie dem Zunftschild, ermöglichen die Spenden der Fielmann AG auch Restaurierungsmaßnahmen derjenigen Objekte, die sich bereits in den Museumssammlungen befinden.

Schmiedekunst im Industriemuseum

Zuständig für die Recherche ist der Kunsthistoriker Jürgen Ostwald. Mit Adleraugen überblickt er das Sortiment unterschiedlicher Auktionshäuser und nimmt Kontakt mit Museen auf, sobald er etwas Passendes entdeckt hat. So geschehen vor einigen Monaten: In einem Katalog des Auktionshauses Lempertz stieß Ostwald auf den Zunftschild aus Elmshorn. Dass er mit diesem Fund direkt ins Schwarze getroffen hat, erfuhr er in einem folgenden Telefonat mit der Museumsleiterin. Im Rahmen eines größeren Ausstellungsprojekts plant das Industriemuseum, die Geschichte der Gold- und Silberschmieden der Stadt aufzuarbeiten – und hat mit dem Zunftschild nun bereits ein erstes Ausstellungsstück zu präsentieren.

Der Elmshorner Silberschmied Franz Dietrich Gätckens kennzeichnete den Zunftschild mit der Jahreszahl 1760. Gefertigt wurde er für den Zimmermann Lüder Möller. Bis zum Ende des Zunftzwangs 1846 ließen viele Handwerksbetriebe kostbare Silber- und Zinnschilder anfertigen, auf denen neben dem Zeichen der entsprechenden Zunft auch die Namen der Eigentümer prangten. Auf  dem Elmshorner Schild findet sich außerdem das Kürzel des fertigenden Silberschmiedes „FDG“. Die Kennzeichnung der Silber- und Goldschmiedewerke war verpflichtend und lassen daher auch heute noch die Arbeiten einzelnen Gold- und Silberschmiedemeistern zuordnen.

Das Zunftzeichen der Zimmermänner auf dem Silberschild

Norddeutsche Gold- und Silberschmiede

Eine Übersicht norddeutscher Goldschmiedezeichen gab Hubert Stierling, der ehemalige Leiter des Altonaer Museums, bereits in den 1950er Jahren. Konrad Struve wiederum, Gründer des Elmshorner Heimatmuseums und Namensgeber für die Außenstelle des Industriemuseums, dem Konrad-Struve Haus der Ortsgeschichte, veröffentlichte Stierlings Aufsatz in seinem Werk „Die Geschichte der Stadt Elmshorn“. Der Zunftschild des Zimmermanns Möller wurde von Herrn Stierling dem Silberschmied Gätckens zugeordnet. Dessen Silberschmiedewerkstatt befand sich in dem Fachwerkhaus in der Marktstraße 1.

Mit dem Ende des Zunftzwangs und der Einführung der Gewerbefreiheit, trennten sich viele Zunftbetriebe von ihren kostbaren Insignien. Diese wurden entweder eingeschmolzen, verkauft oder an Museen gespendet. Der Zunftschild des Zimmermanns Möller gelangte zunächst in das Museum in Barmstedt, von wo es später abhandenkam. Für eine vierstellige Summe ersteigerte Jürgen Ostwald es im Auftrag der Fielmann AG für das Industriemuseum. Dass sich der Schild nun wieder in Elmshorn befindet, freut sowohl die Museumsleiterin als auch Ostwald. Bevor die Silbersammlung aus der Schausammlung des Konrad-Struve-Hauses geholt und im Rahmen einer Sonderausstellung im Industriemuseum präsentiert wird, geht es zunächst daran, die Geschichte der Elmshorner Gold- und Silberschmieden aufzuarbeiten. Das Silberschild Franz Dietrich Gätckens macht hierbei den Anfang.

 

Markt mit KunstWerk im Industriemuseum

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Pünktlich zum 2. Advent eröffnet der Markt mit KunstWerk im Industriemuseum

Markt mit KunstWerk

Traditionell eröffnet am zweiten Adventswochenende im Industriemuseum wieder der beliebte Markt mit KunstWerk. Initiiert wurde er vor 24 Jahren von der Museumsleiterin Bärbel Böhnke und der heute noch ehrenamtlichen Organisatorin Karin Franke. „Damals bestand das Team des Industriemuseums aus nur zwei Personen. Als Karin Franke mit der Idee, einen Markt mit Kunsthandwerk im Museum abzuhalten, an mich herantrat, hatten wir nicht die Kapazitäten, um den Markt zu organisieren oder Ausstellerinnen und Aussteller anzusprechen. Daraufhin hat sie sich um die Organisation gekümmert.“ erinnert sich Museumsleiterin Bärbel Böhnke. Bis heute spürt Franke auf Weihnachtsmärkten in der Region immer wieder neue Kunsthandwerker*innen auf, die im Industriemuseum für ein breites und stetig neues Angebot sorgen. Längst ist der Markt mit KunstWerk zu einem beliebten Anlaufziel in der Vorweihnachtszeit geworden.

Gemeinsam mit Aussteller*innen und dem Stadtrat Dirk Moritz stellten die Organisatorinnen Petra Koop (3. von links) und Monja Hermer (2. von rechts) den diesjährigen Markt mit KunstWerk vor

Zum Verschenken oder selber behalten

Auch in diesem Jahr verbreiten wieder Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker aus Schleswig-Holstein, Hamburg , Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und sogar Baden-Württemberg vorweihnachtliche Stimmung mit ihren Meisterwerken. Angeboten wird eine bunte Mischung aus Metall- und, Keramikarbeiten sowie Schmuck und kulinarischen Köstlichkeiten. Bereits am Montag gaben einige der Aussteller*innen einen Einblick in das vielfältige Sortiment: Carsten Kröger wird sein „Scharfes Zeuch“ in diesem Jahr im Innenhof des Museums anbieten. Das auf Bioingwer, Zitronen und Traubendirektsaft basierende Fruchtgetränk heizt so sehr ein, dass eine Verkostung im kühlen Innenhof angenehmer sei, verrät Kröger augenzwinkernd. Zum ersten Mal mit dabei ist in diesem Jahr die Künstlerin Monja Dargel-Böhm. Beim Markt mit KunstWerk wird sie neben Kunstwerken auf Leinwand auch wetterbeständige Drucke auf Aluplatten anbieten. Gaby Siebke, die an ihrem Stand allerlei Schönes und Dekoratives für zu Hause und unterwegs anbietet, wird am 8. und 9. Dezember zum zweiten Mal mit dabei sein. Auch Maren Röttgers präsentiert ihre Webarbeiten zum wiederholten Mal auf dem Markt. „Bereits als Kind fand ich das Weben toll! Irgendwann habe ich dann meinen Job gekündigt und eine Ausbildung zur Handweberin gemacht.“

Kommt ohne Alkohol aus: Das „Scharfe Zeuch“ von Carsten Kröger

Kaffee und Kuchen zwischen Dampfmaschine und Stempeluhr

Nach dem Stöbern an den Ständen, die sich über alle vier Stockwerke des Museums verteilen, lädt das Museumscafé im Erdgeschoss zum Plauschen und Verweilen ein. Neben selbstgebackenen Kuchen sowie frisch zubereiteten Waffeln bietet das Museumsteam warme und kalte Getränke zum Verkauf an.

Auch der Förderverein des Industriemuseums wird wieder mit einem eigenen Stand im Erdgeschoss über seine Arbeit im Museum berichten. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bei den Mitgliedern zu informieren und das liebevoll zusammengestellte Sortiment des Museumsshops zu bestaunen. Alle hier zum Verkauf angebotenen Dinge wurden von Fördervereinsmitglied und Museumsmitarbeiterin Sabine Stieper hergestellt. Zum größten Teil nutzt sie für ihre Arbeiten Gegenstände, die ursprünglich mal einen anderen Nutzen hatten. Neben Kulturtaschen aus Segeltuch oder Schächtelchen aus Postkarten finden Sie an dem Stand des Fördervereins auch allerlei schönes für die  Vorweihnachtszeit.

Markt mit KunstWerk im Industriemuseum

Sonnabend, 8. Dezember und Sonntag 9. Dezember 2018 von 11.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt zum Markt mit KunstWerk ist frei. Eine Spende für die Museumsarbeit ist erwünscht.


Das Industriemuseum für zu Hause

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Die historische Fassadenansicht des heutigen Industriemuseums.

Bastelfreundinnen und Bastelfreunde aufgepasst!

Pünktlich zum Markt mit KunstWerk am zweiten Adventswochenende wird er druckfrisch am Stand des Fördervereins zu erwerben sein: Der Bausatz zum Selberbau des Industriemuseums Elmshorn.

Gemeinsam mit Rainer Münchow, pensionierter Kunstlehrer der Erich Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn, hat die Museumsleiterin Bärbel Böhnke das denkmalgeschützte Speichergebäude in der Catharinenstraße 1 ausgemessen. Herr Münchow machte darüber hinaus Fotos von dem Gebäude und von Fassadendetails, wie Fenstern und Mauerankern, um mithilfe der gesammelten Angaben einen Bausatz zu entwerfen.

Maßstabsgetreue Nachbildungen

Die Idee, besondere Kulturdenkmäler aus Papier nachzubauen, kam Herrn Münchow bereits vor mehr als 15 Jahren, als er gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zum Tag des offenen Denkmals in einer Präsentation die Nachkriegsbebauung Helgolands vorstellte, die heute als Alleinstellungsmerkmal der Insel gilt. Die Einladungskarten zu der Veranstaltung zeigten je eines der denkmalgeschützten Häuser der Insel als Bausatz. Es folgten Bastelbögen von Leuchttürmen, einem denkmalgeschützten Gebäudes auf Borkum, des Appener Schäferhofs und schließlich auch eines heimischen Kulturort: den Knechtschen Hallen. Nachdem Bärbel Böhnke diesen Bausatz entdeckte, nahm sie Kontakt zu ihrem ehemaligen Kunstlehrer auf und gemeinsam entwickelten sie den Plan, einen weiteren Bausatz mit einem Gebäude der Stadt zu entwerfen.

Das Industriemuseum zum Selberbauen erhalten Sie für 3,- Euro im Museumsshop sowie während des Markts mit KunstWerk am Stand des Förderevereins.

Rekonstruktion der historischen Gebäudefassade

Für die Umsetzung der Idee hat Rainer Münchow nicht nur mehrere Besuche in der Catharinenstraße gemacht, sondern auch unzählige Stunden am Computer verbracht. Mithilfe eines Konstruktions- und Zeichenprogramms gestaltete er die einzelnen Bögen, auf denen die Fassade des Museumsgebäudes maßstabgetreu nachgebildet ist. Als Grundlage für diese Arbeit diente unter anderem auch eine historische Fotografie des Gebäudes, auf der das heutige Industriemuseum noch mit Seilwinde und Ladeluken versehen ist. „Ein befreundeter Grafiker sagte mir, dass er Aufträge dieser Art nicht annehme, da die Arbeit zu zeitaufwändig sei“, verrät Münchow. Doch die Lust auf die Entwicklung des Bausatzes überwog, sodass passionierte Bastlerinnen und Bastler schon bald ihre eigene Miniaturausgabe des Industriemuseums mit nach Hause nehmen können.

Großer Dank an den Förderverein des Industriemuseums Elmshorn

Um das Industriemuseum zu bauen, ist nicht mehr als eine Schere, ein Cutter, eine Tube UHU, eine stärkere Pappe als Fundament sowie ein Besuch im Museum vonnöten. Das Industriemuseum zum Selbstbauen ist demnächst für 3,- Euro im Industriemuseum zu erhalten. Der Erlös wird an den Förderverein des Museums gespendet, der auch den Druck des Bausatzes ermöglicht hat.

Die rekonstruierte Hausfassade des ehemaligen Speichergebäudes in der Catharinenstraße.

Objekt des Monats November

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Die Chokoladenkanne des Modells Kolberg Nr. K 12 aus den 1930er Jahren steht heute in der Dauerausstellung des Industriemuseums im 2. Obergeschoss

Kakao und Steingut in Elmshorn

Draußen stürmt es, die Blätter sind mittlerweile von den Bäumen verschwunden und färben die Bordsteine bunt, Regen prasselt an das Fenster und bereits am Nachmittag wird es dunkel. Zu fast keiner anderen Jahreszeit ist es zu Hause so gemütlich wie im Herbst. Ein Heißgetränk zum Aufwärmen darf jetzt auf keinen Fall fehlen. Wie wäre es statt Kaffee oder Tee einmal mit einer Tasse heißer Schokolade?

Dem heute vor allem bei Kindern beliebten Getränk widmete die Steingutfabrik C. & E. Carstens zu Beginn des 20. Jahrhundert sogar eine eigens dafür designte Schokoladenkannen. Wie der Rohstoff Kakao seinen Weg von Mittelamerika nach Nordeuropa fand, soll im Folgenden beschrieben werden.

Von Südamerika nach Europa

Nachdem Christoph Kolumbus sich Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Weg nach Indien heillos versegelte und auf einen bis dahin in Europa unbekannten Kontinent stoß, kamen auch die ersten Europäer in Kontakt mit Kakao. Die Kakaofrucht stammt ursprünglich aus Mittelamerika, wo sie in Mischwäldern an Kakaobäumen wuchs. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde Kakao dort als Getränk verzehrt. Hierfür wurden die Kakaofrüchte geöffnet, die Bohnen mitsamt dem Fruchtfleisch zu einem Fruchtbrei vermengt, mit Wasser gemischt und zum Gären stehen gelassen. Dieses alkoholhaltige Getränk, das von der Konsistenz vermutlich an den heute beliebten Smoothie erinnern lässt, wurde vor allem von vermögenden Menschen getrunken. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner Mittel- und Südamerikas verwendeten Kakao als Zahlungsmittel, somit blieb die Verarbeitung zu Getränken den Wohlhabenden vorbehalten.

Das undekorierte Vorläufermodell der „Chokoladenkanne“ aus einem Preisverzeichnis von 1901.

Ein adeliges Heißgetränk

Als europäische Seefahrer begannen, die amerikanischen Kontinente zu kolonisieren, war ein Kakaogetränk aus gerösteten, zerstoßenen und mit Wasser vermischten Kakaobohnen weit verbreitet. Obwohl dieses Getränk sehr bitter war und auf keinen großen Zuspruch stieß, wurden getrocknete Kakaobohnen als exotische Besonderheit nach Europa exportiert. Hier verbreitete sich Kakao schnell als luxuriöses Heißgetränk unter den Adligen. Zubereitet mit Sahne statt Wasser, erwärmt und mit Vanille, Honig oder Zucker gesüßt war es zunächst an den Königshäusern verbreitet. Je weiter der Kakaoanbau ausgedehnt und der Kakaohandel ausgebaut wurde, desto erschwinglicher wurden die Bohnen.

Auch im norddeutschen Raum war Kakao lange Zeit ein Getränk, das im 19. Jahrhundert vor allem von vermögenden Bürgerinnen und Bürgern konsumiert wurde. Die Besonderheit des Kakaos wurde unterstrichen durch eigens für dieses Getränk gefertigte Becher und Kannen. Auch die Steingutfabrik C. & E. Carstens stellte sogenannte Schokoladenkannen her. Ihre Besonderheit ist ein so genannter Siebdeckel. In einem im Deckel oder Ausguss der Kanne befindlichen Sieb blieb die Haut, die sich beim Abkühlen der Milch auf der Getränkeoberfläche bildet, im Inneren der Kanne hängen und geriet nicht in die Tassen der Trinkenden.

 

 

Das in den Deckel integrierte Sieb sorgte dafür, dass die Haut auf dem Kakao nicht in die Tasse der Trinkenden gelangte.

Steingut in Elmshorn

Als Alternative zum teuren Porzellangeschirr setzte sich Steingut zunächst in England durch. Zwischen 1905 und 1907 errichteten die Brüder Ernst und Christian Carstens eine Steingutfabrik direkt an der Krückau. Die hier gefertigten Güter waren zunächst für den Exporthandel gedacht, doch schnell begann auch der Absatz auf dem heimischen Markt. Nach der Gründung begann schnell die Fabrikation von Tee- und Kaffeegeschirr, in deren Ergänzung auch Kakaokannen gefertigt wurden. Insgesamt war die Zahl der Gefäßtypen begrenzt, eine Form wurde mit zahlreichen Dekoren angeboten und konnte mehr als 20 Jahre mit wechselndem Muster im Sortiment bleiben. Neue Serien entstanden oft nur durch Änderung von Details wie neu entwickelte Formen von Knauf und Henkel.

Die Schokoladenkanne des Modells Kolberg wurde in den 1930er Jahren gefertigt. Ein undekoriertes Vorläufermodell lässt sich bereits in einem Preisverzeichnis von 1901 finden. Heute ist die Schokoladenkanne in der Dauerausstellung des Industriemuseums im 2. Obergeschoss zu sehen. Besucherinnen und Besucher des Museums erhalten hier Einblicke in den harten Alltag der Arbeiterinnen und Arbeiter der Steingutfabrik C. & E. Carstens in Elmshorn.
auf Höhe der Stadtbücherei statt.

Unterschiedliche Modelle der Chokoladenkanne mit den dazugehörigen Stempeln am Kannenboden, die Hinweis auf den Hersteller geben.

Inventarnummer: K 023

Modell: Kolberg, Nr. K 12

Material: Steingut, Messing (vernickelt)

Technik: Mattglasur

Datierung: 1930er Jahre

Maße: H: 19,5 cm, D: 10,5 cm

Standort: Dauerausstellung 2. OG, Industriemuseums Elmshorn

 

Theater im Industriemuseum

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Seit vielen Jahren wird das Museumsteam in vielen Arbeitsbereichen von jungen Männern und Frauen unterstützt, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur bei uns absolvieren. Bereits seit September ist Luise Evers als FSJlerin im Industriemuseum tätig. In diesem Beitrag möchten wir einen Aufruf von ihr weiterleiten:

Hallo,
ich will mich mal kurz vorstellen.
Mein Name ist Luise Evers. Ich bin die neue FSJlerin.
Was das ist fragen Sie sich? Nun, das ist schnell erklärt.
Ein FSJ ist ein Freiwilliges Soziales Jahr. Das heißt, dass ich jetzt für ein ganzes Jahr im Industriemuseum arbeite und einen Einblick in „das richtige Leben“ bekomme, bevor ich mit einer Ausbildung anfange.
Und nein, im Museum ist es ganz und gar nicht langweilig. Wenn das so wäre, hätte ich mich ja nicht auf diese Stelle beworben, oder? Im Gegenteil: Ich habe sogar jede Menge zu tun.
Außerdem bearbeite ich während meines FSJ’s ein eigenes Projekt. Und für die Umsetzung bin ich auf Ihre Hilfe angewiesen:
Ich bin zurzeit dabei, ein Theaterstück zu schreiben, welches Ende Mai / Anfang Juni in der Dauerausstellung des Museums aufgeführt werden soll.
Die Geschichte handelt vom Leben und Arbeiten im 20. Jahrhundert. Genauer gesagt geht es um zwei Jugendliche, die zwischen den Zwängen ihrer Zeit versuchen, ihr Glück zu finden. Das klingt vielleicht ein bisschen klischeehaft, ich habe mich bei der Erstellung des Skripts jedoch an historischen Fakten orientiert. Um die Handlung möglichst wahrheitsgemäß schildern zu können, ziehe ich bei der Erarbeitung des Textbuches Zeitzeugeninterviews heran und auch alte Elmshorner Fabriken und Läden finden Ihren Platz in meiner Geschichte. Die Charaktere und Figuren jedoch sind frei erfunden.
Jetzt komme ich zu Ihnen: Um mein Projekt in die Tat umsetzten zu können, brauche ich Schauspielerinnen und Schauspieler, die Lust haben, sich an meinem Projekt zu beteiligen. Wenn Sie also Interesse haben, oder jemanden kennen, der oder die Interesse haben könnte, dann rufen Sie einfach im Museum an oder schreiben Sie mir eine E-Mail, dann beantworte ich Ihnen sehr gerne alle möglichen Fragen.
Sie erreichen mich unter 04121 / 26 88 71 oder info@industriemuseum-elmshorn.de
Ich freue mich auf dieses Jahr. Bis dann, vielleicht sehen wir uns ja mal.

Liebe Grüße

Luise Evers

Objekt des Monats Januar

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Nass, grau und kalt?

Der Winter in Norddeutschland kann einem schon manchmal die Laune verhageln. Statt weißer Winterlandschaften erwarten einen vor der Tür meist nur nasskaltes Wetter und Schneematsch auf den Straßen. Doch es gibt sie, die winterlichen Tage, an denen der Schnee tatsächlich liegen bleibt. Dann gibt es gerade für Kinder oft kein Halten mehr. Eingepackt in warme Wintersachen wird der Schlitten aus dem Keller geholt und es geht ab nach draußen. Für viele Elmshorner sind wilde Rodelfahrten auf dem Butterberg im Liether Wald ein fester Bestandteil ihrer Kindheitserinnerungen und noch heute ist Elmshorns höchste Erhebung ein beliebter Anlaufpunkt für Rodelbegeisterte jeden Alters. Skibobs, Plastikschalen, oder sogar aufblasbare Rutschmatten drohen zwar seit Jahren, dem typischen Schlittenmodell aus Holz den Rang abzulaufen, doch der Klassiker unter den Schlitten hat sich seinen festen Platz auf den Rodelpisten bewahrt. Unabhängig davon, für welches Transportmittel man sich entscheidet, sie alle haben jedoch einen entscheidendem Nachteil – sie sind wenig flexibel. Gesteuert wird häufig nur durch die Verlagerung des eigenen Körpergewichts oder das Aufsetzen der Füße. Solche Manöver gehen häufig zu Lasten der Geschwindigkeit und enden nicht selten im Schnee.

Ein amerikanischer Schlitten in Deutschland

Glänzend poliertes Holz, ein Aufdruck aus Stechpalmenzweigen und der rote Schriftzug Fire Fly – Glühwürmchen – machen das Objekt des Monats bereits zu einem echten Hingucker. Der eigentliche Glanzpunkt liegt jedoch im vorderen Teil dieses Schlittens. Das Metall der Kufen gibt mittig leicht nach und die T-förmige Querachse, an deren Enden sich Seile wie Zügel befestigen lassen, ist flexibel nach links und rechts beweglich und verleiht dem Fahrer so Kontrolle über seine Fahrtrichtung ohne dabei an Geschwindigkeit einzubüßen. Dieser Schlitten lässt sich steuern!

Der Fire Fly der Firma S. L. Allen & Co. war das erste Modell einer Schlittenserie, die unter dem Namen Flexible Flyer seit Beginn des 20. Jahrhunderts Generationen von Amerikanern durch die Winter ihrer Kindheit begleitete. Bei diesem Schlitten handelt es sich um das Modell 12d, das in den 1920er Jahren in der Fabrik in Philadelphia produziert wurde. Gekauft wurde er vermutlich in Hamburg. Sein Vorbesitzer erhielt ihn 1974 von seinem Großvater als Weihnachtsgeschenk und nutzte ihn viele Jahre für aufregende Rodelfahrten, auch auf dem Elmshorner Butterberg. Wie genau ein amerikanischer Schlitten unter einen deutschen Weihnachtsbaum gelangte, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.

Von der Erntemaschine zum Rodelschlitten

Sein Schöpfer Samuel Leeds Allen (1841-1918) machte sich jedoch zunächst durch ganz andere Erfindungen einen Namen. Der Sohn einer Quäkerfamilie aus Philadelphia gründete im Alter von 25 Jahren gemeinsam mit seinem Vater die Firma S.L. Allen & Co, die Erntemaschinen größtenteils nach Allens Plänen herstellte. Zu seinen ersten Patenten gehörte eine Sämaschine, die aus zwei mit einem Metallring verbundenen Waschzubern bestand, in deren Seiten er zuvor Löcher gebohrt hatte. Mit ihren zwei Griffen aus Holz erinnerte sie ihn an den Ringplaneten Saturn und erhielt daher den Namen „Planet Drill“. Als Firmenlogo ziert der Planet auch die Unterseite des Schlittens. Bis zu seinem Lebensende hatte Allen fast 300 landwirtschaftliche Maschinen patentieren lassen.

Doch warum der Wechsel von Erntemaschinen zu Rodelschlitten? Die Herstellung von landwirtschaftlichem Gerät war ein saisonales Unterfangen. In der warmen Jahreszeit schwand die Nachfrage nach Allens Waren und die Mitarbeiter widmeten sich wieder der Feldarbeit. Um sein geschultes Personal ganzjährig beschäftigen zu können, benötigte er ein Produkt, das über den Sommer produziert und im Winter verkauft werden konnte. Seine Wahl fiel auf Schlitten.

„The Sled that Steers“

Allen, der als junger Schüler selbst ein begeisterter Rodler war, kannte die Nachteile normaler Schlitten aus eigener Erfahrung. Einer seiner Mitschüler zog sich beim Rodeln eine schwere Kopfverletzung zu als er ungebremst in ein stehendes Auto raste. Allen entwickelte zunächst mehrere Prototypen, die er durch seine Tochter und ihre Freunde erproben ließ. Das Ergebnis seiner Mühen war der Flexible Flyer, den er im August 1889 patentieren ließ. Das erste Modell der Reihe, der Fire Fly, wurde erstmals 1890 hergestellt. Der steuerbare Schlitten war zu jener Zeit eine absolute Neuheit. Wie die ersten Werbeanzeigen betonten war er schneller, sicherer und haltbarer als gewöhnliche Schlitten und blieb dabei trotzdem erschwinglich.

Dennoch stellte sich der wirtschaftliche Erfolg nicht sofort ein. Die firmeneigenen Verkäufer taten sich schwer damit, statt der üblichen Erntemaschinen die Vorzüge eines Wintersportgeräts zu bewerben. Erst als Allen zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann, sein Produkt in den Spielzeugabteilungen größerer Kaufhäuser zu vertreiben, schnellten die Verkaufszahlen in die Höhe. Im Winter des Jahres 1915 allein wurden 120.000 Schlitten verkauft. Flexible Flyer entwickelten sich schnell zu Prestigeobjekten auf den Rodelpisten. Auch nach Allens Tod 1918 stellte die Firma S.L. Allen & Co. weiterhin erfolgreich Schlitten und anderes Wintersportgerät her bis sie 1968 schließlich verkauft wurde. In den folgenden Jahrzehnten wechselte sie mehrfach den Besitzer, die Produktion wurde 1999 endgültig eingestellt. Der Fire Fly wurde noch bis zuletzt produziert.

Inventarnummer: 2018-0381

Modell: Fire Fly 12d

Material: Holz, Metall

Technik: lackiert, bedruckt

Datierung: 1920er Jahre

Maße: L: 114 cm, B: 58 cm, H: 16 cm

Standort: Depot, Industriemuseums Elmshorn

Objekt des Monats März

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Süßer Genuss

Hätten Sie’s gewusst? Wer eine Ausrede braucht, um den ganzen Tag lang ohne schlechtes Gewissen Waffeln essen zu können, für den hält der Jahresverlauf eine unerwartete Möglichkeit parat, denn am 25. März ist der internationale Tag der Waffel. Den religiös Gefestigteren mag er jedoch eher als Mariä Verkündigung bekannt sein. Obwohl Waffeln als Gebäck aus Mehl und Wasser, hauchdünn zwischen zwei verbundenen Eisenplatten gebacken, ihren Anfang als religiöses Fest- und Fastengebäck genommen haben, verbindet beide Feiertage nur ein phonetischer Zufall.

Der Weltwaffeltag stammt ursprünglich aus Schweden. Dort ist die Tradition des Waffeltages – Våffeldagen – bereits seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert. An diesem Tag wurde auf althergebrachte Weise das Fest Mariä Verkündigung begangen, das der Verkündigung der Geburt Jesu Christi durch den Erzengel Gabriel an die Jungfrau Maria gedenkt. Im Schwedischen wird dieser Tag als Vårfrudagen, also Liebfrauentag bezeichnet. Nach dem Volksglauben führte die klangliche Ähnlichkeit beider Wörter dazu, dass am 25. März neben dem religiösen Fest schließlich auch die Waffel gefeiert wurde.

Ob puristisch mit Puderzucker bestäubt oder reichhaltig mit Früchten, Vanilleeis und Sahne serviert, die beiden am weitesten verbreiteten Waffelvarianten kennt wohl jeder. Zum einen die dicken, rechteckigen Brüsseler Waffeln mit ihren tiefen Mulden und zum anderen die rundlichen Bergischen Waffeln mit ihren herzförmigen Segmenten. Auch die dünnen Waffeln sind unter den Begriffen Hippe oder Eiserkuchen gut bekannt. Das Objekt des Monats mag dem Betrachter jedoch zunächst Rätsel aufgeben.

Die etwas andere Waffel

Die „Waffelbäckerei“ der Firma GFS stammt aus den 1950er Jahren. Sie enthält zwei unterschiedlich geformte Aufsätze und einen einfach gebogenen Metallstab mit Griff sowie eine Gebrauchsanleitung mit süßen und herzhaften Rezepten. Eine weitere Ausführung mit einem zusätzlichen dritten Aufsatz in Form eines Schmetterlings war ebenfalls erhältlich. Aber wie soll man damit Waffeln backen? Wird der Teig mit dem Aufsatz während des Backens in Form gehalten? Nicht ganz, denn hierbei handelt es sich eigentlich um ein frittiertes Gebäck. Die Gebrauchsanleitung bringt Licht ins Dunkel:

„Man schraube den Griff in eines der beiden Eisen und lege die Rosette in heißes Fett, Oel oder Parafin, um sie zu erhitzen, bevor sie in den Teig getaucht wird. Der Teig darf nicht über den Rand des Eisens hinausgehen, dann tauche man die Rosette mit dem anhaftendem Teig wieder in das heiße Fett und lasse dieselbe ca. 20-25 Sekunden darin, bis die Waffel leicht angebräunt ist.“

Der flüssige Teig aus Mehl, Milch Zucker und Eiern legt sich wie ein dünner Film um die heiße Eisenform und lässt sich dann nach dem Ausbacken ganz leicht ablösen. Das so entstandene dünn-knusprige Gebäck erinnert geschmacklich an Pfannkuchen und hat viele Namen. Es ist als Rosettenwaffel oder Rosenküchle bekannt, war die Eisenform spiralförmig, auch als Sprungfeder oder Spreewaldschleife. Noch heiß mit Puderzucker bestäubt war es eine beliebte Nascherei an Feiertagen oder Kindergeburtstagen und wurde auch auf Jahrmärkten verkauft. Der Überlieferung nach war es zunächst eine Verlegenheitslösung, wenn plötzlicher Besuch vor der Tür stand und die Hausfrau keinen Kuchen parat hatte. Ein Roseneisen galt daher – ganz Wink mit dem Zaunpfahl – als klassisches Hochzeitsgeschenk der Schwiegermutter an die Braut, wenn diese in die Koch- und Backkünste der Schwiegertochter kein allzu großes Vertrauen hatte.

Auch auf dem Elmshorner Schützenfest wurden „Sprungfedern“ verkauft.

Auch wenn das mehr als 200 Jahre alte Backwerk etwas in Vergessenheit geraten ist, kann man Roseneisen inzwischen wieder kaufen oder ein Exemplar auf dem Flohmarkt ergattern. Probieren Sie es doch mal aus!

Wissenschaftliches Volontariat

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volontariat

Bei der Stadt Elmshorn ist ab dem 01.06.2019 eine Stelle als

Wissenschaftliche*r Volontär*in

im Industriemuseum zu besetzen.

Das Industriemuseum Elmshorn zeigt als eines der wenigen Museen in Schleswig-Holstein die Geschichte von Leben und Arbeit in der Industriezeit. In unserem historischen Speichergebäude werden auf vier Etagen grundlegende allgemeine Phänomene der Industriegeschichte anschaulich. Wir sind ein überregional bedeutsames Erlebnismuseum mit einem sehr familien- und kinderfreundlichen Museumskonzept. Die Museumsausstellung spricht alle Sinne an und interaktive Stationen motivieren junge und alte Besucher/innen zum Mitmachen. Das Industriemuseum Elmshorn mit seiner Außenstelle Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte ist in städtischer Trägerschaft seit fast 30 Jahren ein Ort der lebendigen kulturellen Auseinandersetzung mit einem öffentlichen Bildungsauftrag. Bis Ende Juni 2020 läuft das partizipative Projekt „Königstraße Elmshorn-773 Schritte durch die Zeit“ gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Bei dem wissenschaftlichen Volontariat handelt es sich um ein Ausbildungsverhältnis. Die Einstellung erfolgt in Vollzeit mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 39 Stunden und ist befristet auf die Dauer von zwei Jahren. Die Stelle wird mit 0,5 EG 13 TVöD entlohnt.

Der Aufgabenbereich der Stelle umfasst insbesondere:
– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
– Inventarisierung der Sammlung
– Mitarbeit an der Konzeption und Realisierung von Sonderausstellungen
– Mitarbeit in der Vermittlung, im Museumsservice und in der
Veranstaltungsorganisation

Für die Stelle wurde das nachstehende Anforderungsprofil erstellt:
– Abgeschlossenes Studium in einem der Fächer Geschichte, Technikgeschichte, Kunstgeschichte oder Ethnologie an einer Universität mit einem Diplom-, Magister- oder Masterabschluss sowie den Nachweis erster praktischer Arbeitserfahrungen in kulturhistorischen Museen
– Kenntnisse im Umgang mit neuen Medien, MS-Office, Datenbanken und Grafikprogrammen
– Team- und Kommunikationsfähigkeit
– Organisationsvermögen
– Eigeninitiative
– Flexibilität
– Bereitschaft zum Einsatz auch an Abenden und Wochenende
– Führerschein (Klasse B) ist wünschenswert

Weitere Auskünfte über die Stelle erhalten Sie von der Leiterin des Industriemuseums, Frau Böhnke (04121 / 26 88 71).
Bei gleichwertiger Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Frauen nach Maßgabe der gesetzlichen Vorschriften vorrangig berücksichtigt. Gleiches gilt für Schwerbehinderte.
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, senden Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung bitte bis zum 31.03.2019 an: n.bestmann@elmshorn.de

oder

Stadt Elmshorn
Der Bürgermeister
Haupt- und Rechtsamt
Personalwesen und Organisation
Postfach 1103
25333 Elmshorn

 

Download der Stellenausschreibung

Der Trinkkultur auf der Spur

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Über 130 Besucherinnen und Besucher kamen am 10. Februar in das Industriemuseum, um bei der Eröffnung der ersten Sonderausstellung im Projekt Königstraße Elmshorn – 773 Schritte durch die Zeit“ dabei zu sein. Gemeinsam mit Vertreter*innen des Industriemuseums, der Stadtbücherei, dem Kunstverein, der Bahnhofsmission, der Diakonie, dem Stadtarchiv und dem Förderverein des Museums begrüßte Bürgermeister Volker Hatje alle Interessierten nicht nur zur Ausstellungseröffnung, sondern auch zu der Premiere des Dokumentarfilms „Königstraße 57 – Vom Ausschank zum Reformhaus“.

Erstmals schenkten Mitarbeiter*innen des Industriemuseums bei einer Eröffnung neben Sekt auch alkoholfreien „PriSecco“ aus. © Industriemuseum Elmshorn

Begleitet wird die Ausstellung „Der Trinkkultur auf der Spur“ von einem vielfältigen Rahmenprogramm: In den Räumen des Industriemuseums, der Stadtbücherei sowie dem Torhaus und dem Café mittendrin finden Führungen, Vorträge, Erzählcafés und Verkostungen statt. In Zusammenarbeit mit Ulrike Gay (Medienpädagogikzentrum Hamburg e.V.) und Stefan Corinth (Ahoi Media) ist zudem eine einfühlsame Dokumentation über das Gebäude und die Bewohner*innen der Königstraße 57 entstanden. Der Film zeichnet ein Bild vom Leben und Arbeiten in der Königstraße, wirft einen Blick hinter die Hausfassaden und zeigt die Entwicklung der Königstraße in den letzten 150 Jahren.

Zur Eröffnung zeigte das Industriemuseum den 30-minütigen Dokumentarfilm „Königstraße 57 – Vom Ausschank zum Reformhaus“ auf der großen Leinwand. Noch bis zum 5. Mai ist er täglich in der Ausstellung zu sehen. © Industriemuseum Elmshorn

Noch bis zum 5. Mai ist die Ausstellung „Der Trinkkultur auf der Spur“ im 2. Obergeschoss des Industriemuseums zu sehen. In fünf Bereichen erzählt sie die Geschichten derjenigen, die in der Vergangenheit in der Königstraße Getränke hergestellt und vertrieben haben. Vorgestellt werden nicht nur Café- und Eisdielenbetreiber sondern ebenfalls Brauer und Spirituosenhändler. Weiterhin wirft die Ausstellung einen Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Getränken und stellt dabei Rituale vor, die noch immer mit dem Konsum alkoholischer oder alkoholfreier Flüssigkeiten in Zusammenhang stehen. Die Auswirkungen übermäßigen Alkoholkonsums werden durch historische Postkarten illustriert, die im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von unterschiedlichen Abstinenzvereinen vertrieben wurden. Die Geschichte der jüngsten Elmshorner Vergangenheit wird über das Eiscafé Vittoria beleuchtet, das in den 1960er Jahren den Cappuccino in die Stadt brachte. In wie fern so genannte Refill-Stationen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und Ressourcen schonen, erfahren die Museumsbesucher*innen ebenfalls in der Ausstellung.

Alle Informationen zum Rahmenprogramm und weitere Informationen zu dem Projekt „Königstraße Elmshorn – 773 Schritte durch die Zeit“ erhalten Sie hier.

Diedrich Meyn, Johannes Möhring und Jochen Detlef Lienau (v. links) betrieben in der Königstraße Spirituosenhandlungen, eine Brauerei und ein Café mit Konditorei. Das Foto wurde im Garten der Königstraße 57 aufgenommen. © Privatarchiv Familie Meyn


Der Trinkkultur auf der Spur – Ein Aktionstag im Industriemuseum

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Rainer Müller-Broders startete den Aktionstag im Industriemuseum mit einem Vortrag. (Bildrechte Ulf Markek)

Alkohol, Sucht & Abstinenz

Die aktuelle Sonderausstellung, die noch bis zum 5. Mai im Industriemuseum zu sehen ist, geht der Elmshorner Trinkkultur auf die Spur. Ausgehend von der heutigen Haupteinkaufsstraße, der Königstraße, werden unterschiedliche Betriebe vorgestellt, in denen Bier und Spirituosen hergestellt, verkauft oder ausgeschenkt wurden. Außerdem beschreibt sie die Entwicklung der Kaffeekultur Norddeutschlands und thematisiert unseren Umgang mit Trinkwasser. Auch die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums werden durch historische Rückblicke auf unterschiedliche Abstinenz- und Mäßigkeitsvereine beleuchtet. Eine Rauschbrille, die unter anderem in der Suchtprävention an Schulen Verwendung findet, veranschaulicht die Aufklärungsarbeit heutiger Beratungsstellen.

Postkarten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die das Trinkverhalten der Menschen thematisieren, sind noch bis zum 5. Mai in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen. (Sammlung Müller-Broders)

Mit Postkarten und Rauschbrille

Zum Einsatz kam eine solche Rauschbrille am 31. März. Gemeinsam mit der Suchtberatung der Diakonie Münsterdorf-Rantzau veranstaltete das Team rund um das Projekt „Königstraße Elmshorn – 773 Schritte durch die Zeit“ einen Aktionstag mit dem Titel „Alkohol, Sucht & Abstinenz“. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher erschienen (trotz Zeitumstellung) bereits um 11 Uhr im Industriemuseum. Rainer Müller-Broders, Diplom-Pädagoge und seit mehr als 30 Jahren als Suchtberater tätig, startete das Programm mit einem Vortrag über unterschiedliche Anti-Alkoholbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Hierbei zog er einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart, die er mit Beispielen seiner umfangreichen Postkartensammlung illustrierte. Eine Auswahl von Werbepostkarten für Bier und Schnaps sowie Flugblätter unterschiedlicher Abstinenzvereine sind in der Sonderausstellung „Der Trinkkultur auf der Spur“ zu sehen.

Eine Installation zeigte anschaulich, wie sich Alkohol auf die Trinkenden auswirkt. (Bildrechte: Ulf Marek)

Vielfältiges Programm im Industriemuseum

Das Nachmittagsprogramm läutete Christina Schlüter, tätig in der Suchtprävention, mit einem Rauschbrillen-Parcours ein. Besucher*innen konnten hier – ganz ohne zuvor Hochprozentigem zugesprochen zu haben – ausprobieren, wie sich übermäßiger Alkoholkonsum auf ihren Körper auswirkt. Ein im Foyer des Museums mit Gläsern dekorierter Tisch verdeutlichte zudem, welchen Rauschzustand unterschiedliche Getränkemengen mit sich bringen. Mit ihrer Installation wollte Birgit Hadel, Leiterin der der Suchtberatungsstelle am Alten Markt, darauf aufmerksam machen, dass die von der Gesellschaft am häufigsten konsumierte Droge keinesfalls unterschätzt werden darf. In einer Führung durch die Sonderausstellung konnten die Teilnehmenden an unterschiedlichen Stationen Bezug zu dem bereits gehörten ziehen und erhielten Anekdoten aus der Königstraße.

Suchtberatung am Alten Markt

Die Suchtberatung der Diakonie Münsterdorf-Rantzau hat ihren festen Sitz am Alten Markt 16. Alle Menschen, die ihren eigenen Umgang mit Alkohol, Nikotin, Medikamente oder Glücksspiel hinterfragen, an Essstörungen leiden oder die eine exzessive Mediennutzung im Alltag einschränkt, finden hier Unterstützung. Eine Sofortberatung ohne Anmeldung ist montags um 11 Uhr, dienstags um 17 Uhr sowie mittwochs um 14 Uhr möglich.
Kontakt unter 04121 / 7 10 35 oder info@die-diakonie.org

Objekt des Monats April

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Kräuterschnaps in der Königstaße

„Und zum Abschluss noch ein Verteiler!“ Häufig endet ein deftiges Essen mit diesen Worten und eine Runde Schnapsgläser wird gefüllt. Ob mit Kräuterbitter, Obstbränden oder klaren Getränken wie Wodka oder Aquavit – die Tradition des Absackers hält sich beständig. Tatsächlich ist mittlerweile medizinisch längst bewiesen, dass der Verdauungsschnaps wenig positive Auswirkung auf eben diese hat. Im Gegenteil: der Alkoholgehalt der meist hochprozentigen Spirituosen gelangt über das Blut in das Gehirn und blockiert hier Nerven. Dies hat wiederum zur Folge, dass die Verarbeitung des Gespeisten im Magen verzögert wird und der Verteiler seine gewünschte Wirkung selbst außer Kraft setzt.

Der Mythos vom Alkohol

Dass wir uns trotzdem nach einem fettigen Essen besser fühlen, sobald wir einen Kräuterschnaps getrunken haben, hängt weniger mit dem Alkohol als den zugesetzten Kräutern zusammen. Diese haben die gleiche Wirkung, die auch ein Fenchel-Anis-Kümmel Tee auf den beanspruchten Magen hat. Ob nun aus Gründen des Placebo Effekts, als gesellige Tradition oder einfach nur des Geschmacks wegen – Kräuterlikör ist noch immer beliebt. Auch in Elmshorn gab und gibt es gleich mehrere Spirituosenhandlungen mit eigener Hausmarke.

Vom Ausschank zum Reformhaus

Bis heute ist der Elmshorner Trop­fen einer von Ihnen. Erfunden wurde er in den 1930er Jahren in der Königstraße 57. Wo sich heute das Reformhaus Meyn und der Sweet Friseur befinden, wurden bis in die 1970er Jahre Alkoholika hergestellt und verkauft. Bereits im März 1849 gründete Namensgeber Diedrich Albrecht Meyn die Firme Diedrich Meyn. Was mit einer Grützmühle und einem Destillierbetrieb begann, wurde mit den Jahren und nach einigen Umbaumaßnahmen zu einem beliebten Tagesausschank. Meyns Nachfolge trat im Jahr 1912 Sohn Ernst Christian Thies an, der jedoch bereits 1935 verstarb. Da es seiner Ehefrau zu der damaligen Zeit nicht gestattet war, die Firma weiter zu führen, übernahm ihr Schwager diese Aufgabe, bis das Geschäft zum Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 vorübergehend geschlossen wurde. An dieser Stelle schließt sich der Kreis, denn eben jener Schwager, Hermann Gediga, überlegte sich die Zusammensetzung eines Kräuterlikörs, der als „Elmshorner Tropfen“ Verbreitung fand.

Der Elmshorner Tropfen

Nachdem die Geschäftsflächen der Firma Diedrich Meyn in den 1970er Jahren zu einem Reformhaus umgebaut wurden, stellte die Familie auch die Herstellung des „Elmshorner Tropfens“ ein. Die Rezeptur wurde an das Weinhaus Weymann übergeben, die den Kräuterschnaps fortan am Alten Markt vertreib. Bis heute können Likörliebhaberinnen und –liebhaber den „Elmshorner Tropfen“ käuflich bei dem Getränkemarkt Dierks erwerben.

Neben dem „Elmshorner Tropfen“ gab es weitere Elmshorner Kräuterschnäpse, die in der Königstraße hergestellt wurden. Die bereits im Jahr 1773 gegründeten Privilegierten Apotheke (Königstraße 12) vertrieb den „Magendoktor“, der sich mit seiner Namensgebung auf die anfangs beschriebenen Mythen des Alkohols bezieht. Auch die Spirituosenhandlung Möhring, direkt gegenüber der Firma Diedrich Meyn vertrieb mit dem „Magenbitter Boonekamp“ einen Kräuterlikör. Für die vermeintlich wohltuende Wirkung des Erzeugnisses wirbt das Etikett mit folgenden Worten: „Dieser aus den edelsten Kräutern hergestellte Likör wirkt anregend auf Appetit und Verdauung und erfreut sich allgemeiner Beliebtheit bei Magenbeschwerden. Es sollte daher dieser hervorragende Bitter-Likör in keinem Haushalt fehlen.“

 

Das Team um das Projekt „Königstraße Elmshorn – 773 Schritte durch die Zeit“ geht der Elmshorner Trinkkultur auf die Spur. Mitgehen können Interessierte noch bis zum 5. Mai in der aktuellen Sonderausstellung „Der Trinkkultur auf der Spur“ im Industriemuseums Elmshorn. Weitere Einblicke in die Geschichten einzelner Betriebe geben Vorträge (25. April, um 18.30 Uhr in der Stadtbücherei Carl von Ossietzky) und Führungen durch die Sonderausstellung (28. April, um 15.00 Uhr im Industriemuseum). Wer eigene Anekdoten aus der Königstraße teilen möchte, ist am 26. April herzlich um 15.00 Uhr zum Erzählcafé in das Café mittendrin (Alter Markt 16) eingeladen.

Bildmaterial:

Der „Elmshorner Tropfen“ in ursprünglichen Flaschenform und Etikettgestaltung, im Hintergrund eine der Flaschen, in denen der „Elmshorner Tropfen“ von dem Weinhaus Weymann vertrieben wurde (© Industriemuseum Elmshorn)

Firmengründer Diedrich Meyn (2.v.links) im Garten des Hauses Königstraße 57. Rechts neben ihm sitzt Johannes Möhring. (© Privatarchiv Meyn)

Hermann Gediga hinter dem Tresen des Tagesausschanks in der Königstraße 57. In diesem Gebäudeteil befindet sich heute das Reformhaus Meyn. 1930er Jahre (© Privatarchiv Meyn)

Nicht nur im Hause Meyn wurde Kräuterschnaps hergestellt. Die Spirituosenhandlung Möhring vertrieb den Magenbitter Boonekamp in der Königstraße 56 (© Industriemuseum Elmshorn)

Objekt des Monats Juni

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Taubenuhr aus dem Jahr 1926

Belgiens Rekordtaube

Es handelt sich um eine Rekordsumme: 1,25 Millionen Euro wechselten nach einer Auktion im März dieses Jahres den Besitzer. Doch nicht etwa für eine Immobilie oder ein Designeroutfit, sondern für eine Taube. Brieftaube Armando ist allerdings auch kein gewöhnlicher Vogel. Er gilt als die beste Langstrecken-Brieftaube unserer Zeit und stammt aus dem Schlag eines der angesehensten Taubenzüchter Belgiens, dem Mutterland des Brieftaubensports. Zwei Bieter aus China lieferten sich bis zuletzt einen erbitterten Preiskampf, der die Summe letztendlich über die Millionenschwelle trieb. Während die Taubenzuchtvereine in Deutschland schwindende Mitgliederzahlen und Nachwuchsmangel beklagen, hat das Hobby der Brieftaubenzucht in China in den letzten Jahrzehnten überraschend Fahrt aufgenommen. Der chinesische Taubenzüchterverband verzeichnet inzwischen annähernd 400.000 Mitglieder und europäische Brieftauben haben sich dort längst zu teuren Prestigeobjekten entwickelt. Durch hohe Preisgelder und Wetteinsätze kann sich die Investition in besonders erfolgreiche Exemplare, ob für Wettflüge oder für die Zucht, als sehr lukrativ erweisen. Der hohe Einsatz verleitet aber auch zu Betrugsversuchen: Zuletzt wurden zwei chinesische Taubenbesitzer zu einer Gefängnisstrafe von je drei Jahren verurteilt, da sie ihre Vögel kurz nach dem Start eines Preisfluges im August 2018 in Schachtel verpackten und die 750 Kilometer lange Wettbewerbsstrecke mit einem Schnellzug zurücklegten.

Exakt und objektiv

In den Anfängen der organisierten Flugwettbewerbe erhielten Brieftauben zum Nachweis der Teilnahme an einem Preisflug einen Flügel-Stempel auf eine ihrer Handschwingen. Nach der Rückkehr im heimischen Schlag wurde der Vogel in einem Transportbehältnis zum Vereinsheim getragen und die Wegstrecke zum Vereinslokal mit Zeitgutschriften ausgeglichen, wobei die Anzahl der dabei zurückgelegten Schritte die Grundlage bildete. Diese Methode war natürlich recht ungenau und fehleranfällig.

Die Taubenuhr, auch Konstatieruhr genannt, wurde speziell entwickelt, um diese Problematik zu lösen. Die hier gezeigte Uhr stammt aus dem Jahr 1926 und wurde von der deutschen Firma Benzing hergestellt. Der Vorbesitzer war bereits mit 12 Jahren dem Vorbild seines Vaters gefolgt und 1951 in den Elmshorner Verein „Meteor“ eingetreten. Die Uhr hatte er sich als junger Mann gebraucht gekauft. Sie kam nur bei Preisflügen zum Einsatz. Im April beginnen Züchter zunächst mit den sogenannten Vortouren, in denen sich die Tauben nach der Winterpause über circa vier Wochen lang wieder einfliegen können. Die Gewöhnung erfolgt dabei schrittweise, jede Vortour ist einige Kilometer länger als die vorherige. Jetzt im Mai beginnt die Zeit der Preistouren, die Strecken zwischen 200 km bis maximal 600 km umfassen. In Sonderwettbewerben sind sogar Touren über 1300 km möglich.

Öffnet man den Deckel der Uhr lässt sich die runde Glasscheibe seitlich im Gehäuse herausnehmen. Mit Hilfe des Drehschlüssels lässt sich die dahinterliegende Uhr aufziehen und die kleinen Zeiger einstellen. Anhand einer Mutteruhr – einer Hauptuhr, die sich im Vereinslokal befindet – werden alle Uhren der Taubenzüchter vor dem Wettbewerb „abgeschlagen“. So wird für alle Teilnehmer eine synchronisierte Uhrzeit geschaffen, um später eventuell auftretende Abweichungen vergleichbar zu machen. Anschließend werden die Konstatieruhren an ihrem Verschluss verplombt, um Manipulationen auszuschließen.

Beringte Preisflugtaube

Alle Tauben sind mit einem Verbandsring gekennzeichnet, über den bei Wettkämpfen ein zusätzlicher Gummiring mit der Wettbewerbsnummer gezogen wird. Bei dem hier abgebildeten Ring handelt es sich um die Vereinsnummer 0541, dann in klein die 17 für den Jahrgang – also 2017 – gefolgt von der Fußringnummer der Taube, in diesem Fall 719. Die Farben der Ringe wechseln jährlich. Beim Start eines Wettbewerbs wird die Nummer in eine Liste eingetragen, so dass der jeweilige Halter der Taube ermittelt werden kann, falls sie sich während des Preisfliegens verirrt oder unterwegs verletzt wird und den Rückweg nicht mehr alleine bewältigen kann.

Die Tauben werden von ihren Besitzern zunächst zum Vereinslokal gebracht und dann gesammelt in einem Transportwagen zum Startort gefahren. Von dort aus werden sie aufgelassen und jede Taube fliegt in ihren heimischen Taubenstall zurück. Dort angekommen wird vom Züchter gegriffen und der Gummiring abgenommen. Dieser Ring kommt in eine Hülse, die wiederum in eines der beiden oben sichtbaren Löcher gesteckt wird. Manche Konstatieruhren erfassen nur eine Uhrzeit, diese Taubenuhr bietet Platz für insgesamt dreißig Ringe. Nach dem Einstecken einer einzelnen Hülse wird der Schlüssel oben genau einmal umgedreht. Im Inneren der Uhr wird dadurch die Uhrzeit zusammen mit der jeweiligen Nummer des neuen Ankömmlings auf den innenliegenden Papierstreifen geritzt und das Rad mit den Vertiefungen für die Hülsen bewegt sich eine Position weiter.

Sind alle Tauben zurückgekehrt, bringt der Taubenzüchter die Uhr zum Vereinshaus, wo eine Richterjury die Verplombung öffnet und die auf dem Papierstreifen festgehaltenen Uhrzeiten zur jeweiligen Taubennummer auf der Liste eintragen. Die Konstatieruhren werden erneut anhand der Uhrzeit der Mutteruhr abgeschlagen, um eine mögliche Differenz zwischen Normalzeit der Mutteruhr und der jeweiligen Konstatieruhr zu ermitteln und diese Abweichung in das Ergebnis des Wettflugs einzuberechnen. So können die Siegertauben exakt und unbestechlich ermittelt werden.
Obwohl diese Methode schon deutlich genauer war als das Abschätzen der Strecke zwischen Heimatstall und Vereinshaus, bringt auch diese Erfassungsmethode einige Nachteile mit sich. So ist die von der Uhr erfasste Zeit der Moment des Umdrehens des Schlüssels, nicht die der Ankunft der Taube. Sträubt sich diese gegen das Abnehmen des Gummirings, gehen dem Züchter eventuell wertvolle Sekunden verloren. Heutzutage werden alle Tauben mit einem elektronischen Fußring ausgestattet, der bereits beim Eintreffen im Taubenschlag den exakten Zeitpunkt der Ankunft digital erfasst und ein händisches Entfernen des Rings überflüssig macht.

Taubenschlag

Unterschätztes Hobby

Die Taubenpost war nicht zuletzt in Kriegszeiten ein unersetzlicher Nachrichtendienst, denn Tauben sind wahre Meister der Langstreckennavigation. Zwar ist bekannt, dass das Magnetfeld der Erde und der Stand der Sonne dabei eine wichtige Rolle spielen, dennoch gibt der Orientierungssinn der Taube den Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf. Inzwischen haben moderne technische Kommunikationsmittel die tierischen Luftboten verdrängt. Die Tradition lebt nur in den sportlichen Wettbewerben der Taubenzuchtvereine weiter, denen der Nachwuchsmangel jedoch schwer zu schaffen macht. Bei dem Verein „Elmshorn“, in dem auch der Vorbesitzer der Taubenuhr und einer seiner Söhne aktiv sind, handelt es sich bereits um eine Zusammenlegung mehrerer örtlicher Vereine. Das Hobby ist durch das tägliche Säubern und Füttern und die regelmäßigen Übungsflüge extrem zeitaufwändig und zudem recht kostenintensiv. Wie die rasant anwachsende Beliebtheit im Ausland jedoch zeigt, hat der Taubensport das Ende seiner Geschichte noch längst nicht erreicht.

Interne Fortbildung am 18.6.2019

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Am Dienstag, 18. Juni bleibt das Museum zwischen 14.00 und 17.00 Uhr geschlossen.

Objekt des Monats Mai

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„Schokoladenpudding mit Vanillesauce“ – Das Tonbandgerät AEG KL15

AEG stellte 1935 das erste industriell gefertigte Tonbandgerät „Magnetophon K1“ auf der Funkausstellung in Berlin vor. Der Name steht für Magnetton-Aufzeichnungs- und Wiedergabegerät. „K“ für Koffer. Das Nachfolgegerät K4 fand schnell Verbreitung bei den Rundfunkstudios, die bislang Wachsplatten verwendet hatten.

 

 

1951 stellte AEG mit dem KL15 das erste für Privatanwender entwickelte Tonbandgerät der Magnetophon-Serie vor. Das hier abgebildete Gerät ist ein Prototyp des KL15 und besitzt den Lautsprecher hinten im Gehäuse. Der damalige AEG-Labormechaniker Helmut Schmuck hat den Bau von Gehäuse und Frontplatte mitentwickelt. Der Farbton aller Geräte war nach der Richtlinie der Firma braun-beige. Intern hieß es „Schokoladenpudding mit Vanillesauce“. Bei der Entwicklung des ersten Tonbandgerätes für den Privatgebrauch herrschte ein großer Konkurrenzdruck zur Firma Grundig, da AEG wie alle Unternehmen nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis dato geschützte Patente – unter anderem auf den Magnetkopf – verloren hatte.

Helmut Schmuck bekam den Prototyp geschenkt und benutzte das Tonbandgerät viele Jahre.

Dieses Exponat können Sie sich neben vielen anderen Stücken der Funk- und Fernsehgeschichte in unserer aktuellen Sonderausstellung „Die Welt im Wohnzimmer“ anschauen.

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