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Objekt des Monats Januar

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Die Wissenschaft des Düngens

Neben Sichte, Forke und Mistschneider mit ihren bedrohlich scharfen Schneiden und Zinken wirkt der schmale Erdbohrer an der Scheunenwand in der Dauerausstellung des Industriemuseums fast ein bisschen unscheinbar. Dennoch verweist gerade unser Objekt des Monats auf einen wesentlichen Aspekt der Modernisierung der Landwirtschaft um 1900. Neben immer mehr Maschinen setzten sich in dieser Zeit zunehmend auch wissenschaftliche Erkenntnisse im Agrarwesen durch. Vor allem der Einsatz von künstlichem Dünger trug mit zur rasanten Steigerung der Erträge in der Getreidewirtschaft bei.

Bodenproben und Kunstdünger

Mit dem Erdbohrer entnahmen Landwirte Bodenproben auf ihren Feldern. Diese schickten sie zur Analyse an das landwirtschaftliche Institut in Kiel. Je nach Befund erhielten sie konkrete Ratschläge zur Düngung ihres Ackerbodens. Maßgeblich dafür war ein entscheidender Durchbruch für die Wissenschaft des Düngens um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Chemische Forschungen konnten nachweisen, dass Stickstoff-, Kalium- und Phosphorverbindungen hervorragende Eigenschaften als Düngemittel besitzen. Gelangen sie in den Boden, regen sie das Pflanzenwachstum enorm an. Als ein wegweisender Begründer dieser Agrochemie gilt der Chemiker Justus von Liebig (1803-1873). Auf Basis seiner Erkenntnisse löste die chemische Düngung allmählich die alleinige Düngung mit Stallmist ab. In der Folge steigerten sich die Getreideernten erheblich. Chemiker arbeiteten mit wachsendem Erfolg daran, die benötigten Stoffverbindungen künstlich im Labor herzustellen. Heute stehen chemische Kunstdünger jedoch vielfach in der Kritik, da sie die Umwelt stark belasten.

Getreideernte mit dem Mähbinder auf Hof Breckwoldt in Seestermühe, aufgenommen 1916.

Hof Breckwoldt in Seestermühe

Der Erdbohrer im Industriemuseum stammt vom Hof der Familie Breckwoldt in Seestermühe. Franz Hinrich Breckwoldt hatte die Hofstelle 1865 erworben und zur Großbauernstelle erweitert. Der Schwerpunkt lag auf dem Ackerbau. Sein Sohn Johann Christopher übernahm den Hof 1902 und trieb die Modernisierung des Betriebs voran. 1911 kaufte er sogar eine eigene fabrikneue Dampflokomobile für den Antrieb der Dreschmaschine. Weitere Maschinen wie Getreidemäher und Mähbinder folgten. Auch Johann Christophers Sohn Franz Dietrich Breckwoldt, der den Hof 1934 übernahm, begeisterte sich für Technik und landwirtschaftlichen Fortschritt. Er konzentrierte sich vor allem auf die Saatzucht mit Abnehmern in ganz Deutschland und den Obstanbau. Zeit seines Lebens war er jedoch nicht nur Landwirt, sondern sammelte auch historische landwirtschaftliche Geräte. Weit reichende Bekanntheit erlangte er vor allem als Kunstretter: Gut versteckt überstanden in seiner Scheune in Seestermühe 91 Bilder des Malers Emil Nolde den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. 1983 erhielt er für sein vielseitiges Engagement in Kultur, Gesellschaft und Landwirtschaft das Bundesverdienstkreuz.

Das Industriemuseum widmet Franz Breckwoldt aktuell eine Sonderausstellung. In den 1980er Jahren überließ er dem Elmshorner Museum eine umfangreiche Sammlung ländlicher Geräte, die noch bis zum 26. März als „Schätze von Bauer Breckwoldt“ größtenteils erstmals gezeigt werden. Im Fokus stehen insbesondere alte Arbeitstechniken auf dem norddeutschen Land wie das Reepschlagen, Graben kleien oder Torfstechen. Mehr erfahren Sie in der Sonderausstellung im 2. Obergeschoss!

Inventarnummer: 1982-0002

Datierung: 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Material: Stahl

Maße: L 96,5 cm

Herkunft: Hof Breckwoldt, Seestermühe

Standort: Dauerausstellung, 1. OG, Industriemuseum Elmshorn


Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr

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Mitgliederversammlung des Fördervereins im Industriemuseum

Rege interessiert und engagiert wie das ganze Jahr über zeigten sich die Mitglieder des Fördervereins des Industriemuseums auch bei ihrer Versammlung in der vergangenen Woche.

Vor gut besuchter Runde im Industriemuseum blickte die Vorsitzende Monika Dormann auf ein ebenso ereignis- wie erfolgreiches Jahr 2016 zurück: Die Wiedereröffnung der Dauerausstellung im 1. Obergeschoss im März und das 25jährige Museumsjubiläum im Mai waren Höhepunkte des Museumsjahres, die ohne die finanzielle Unterstützung des Fördervereins nicht möglich gewesen wären. „Wir haben 2016 fast 60.000 Euro vor allem für die Modernisierung der Dauerausstellung beisteuern können“, freute sich Dormann. Den Lohn für ihr Engagement ernteten auch die Vereinsmitglieder mit der offiziellen Zertifizierung des Industriemuseums im vergangenen Dezember.

Darüber hinaus engagierte sich der Förderverein mit inzwischen 228 Mitgliedern auf vielfältige Weise im Museumsleben: So finanzierte er beispielsweise Führungen für DAZ-Klassen, trug den Beschluss zur Reduzierung der Öffnungszeiten und leichten Erhöhung der Eintrittspreise mit, um den städtischen Zuschussbedarf des Museums zu senken, und unterstützte das Museumsteam tatkräftig mit Zeitspendern und Zeitspenderinnen bei Großveranstaltungen wie dem Markt mit KunstWerk. Im Juli besuchten die Mitglieder gemeinsam das neue Hansemuseum in Lübeck.

Auch die wirtschaftliche Bilanz stellte zufrieden: Schatzmeister Klaus-Dieter Harms konnte einen positiven Kassenbericht vorlegen und der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Ebenso reibungslos verliefen die turnusgemäß anstehenden Wahlen. Sabine Jesumann als stellvertretende Vorsitzende, Klaus-Dieter Harms als Schatzmeister, Alexander Römer als Beisitzer sowie Thorsten Stockfleth als Rechnungsprüfer wurden einstimmig wiedergewählt.

Mit genauso viel Engagement blickt der Förderverein auch ins Jahr 2017, in dem wieder etliche Museumsprojekte unterstützt werden sollen. Museumsleiterin Bärbel Böhnke berichtete abschließend anschaulich von der Museumsarbeit im letzten Jahr. Die Volontärin Gesine Hübner stellte das nächste Ausstellungsprojekt „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ vor, bevor die Versammlung bei einem geselligen Imbiss ausklang.

 

Objekt des Monats Februar

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Filigranes Prachtstück: Silberne Zuckerzange für das süße Gold

Mit dem Monat Februar endet dieses Jahr auch der Karneval und die Fastenzeit steht vor der Tür. Für viele Menschen ist dies traditionell ein Anlass, bis Ostern bewusst auf etwas zu verzichten. Hoch im Kurs steht dabei, Süßigkeiten zu vermeiden. Doch nicht nur in Kuchen, Schokolade, Eis und anderen Süßspeisen ist Zucker heute alltäglich. Als Süß- und Konservierungsstoff in Getränken, Marmeladen, Fertiggerichten und etlichen weiteren Lebensmitteln ist er allgegenwärtiger Bestandteil unserer Ernährung. Noch vor gut 200 Jahren war Zucker jedoch ein teures Luxusgut.

Süße Kostbarkeit

Zuckerrohr stammte ursprünglich aus dem südpazifischen Raum und erreichte bis ins frühe Mittelalter den Mittelmeerraum. Die Tropenpflanze ließ sich aber nur in wenigen Regionen anbauen, so dass Zucker in unseren Gefilden über Jahrhunderte eine kaum erschwingliche Rarität blieb. Dies änderte sich mit der Kolonialisierung Amerikas: Bereits Kolumbus führte Ende des 15. Jahrhunderts Zuckerrohr in der Karibik ein, die sich wie Brasilien als optimaler Anbauort herausstellte. Unter den europäischen Kolonialmächten entstanden bis ins 18. Jahrhundert riesige Zuckerrohrplantagen, auf denen Millionen einheimische und afrikanische Arbeitskräfte unter unmenschlichen Bedingungen versklavt wurden. Die stetig wachsende Zuckerproduktion bedeutete zugleich sinkende Preise. Dies begünstigte eine steigende Nachfrage in Europa.

Das „süße Gold“ stieg bis 1800 zu einem mächtigen Wirtschaftsfaktor im Welthandel auf. Nach Schleswig-Holstein kam vor allem Rohzucker von den dänischen Karibikinseln, der über Altona und Flensburg importiert und in Raffinerien weiterverarbeitet wurde. Zucker blieb jedoch ein kostbares Luxusgut.

Um die wachsende Nachfrage günstiger zu bedienen, begann in Europa die Suche nach alternativen Zuckerquellen. Der deutsche Chemiker Marggraf entdeckte bereits 1747, dass aus Rüben gewonnener Zucker identisch mit Rohrzucker ist. Sein Schüler Achard züchtete um 1800 erfolgreich die Zuckerrübe. Die europäische Zuckerwirtschaft setzte daher im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend auf Zuckerrüben, die auch in Schleswig-Holstein angebaut wurden. So konnte Zucker zum erschwinglichen Massensüßstoff werden.

Silberschmiedekunst aus Elmshorn

Unser Objekt des Monats stammt aus genau dieser Zeit, in der die Weichen für den Wandel des Zuckers vom Luxusgut zur Massenware gestellt wurden: In die filigrane Zuckerzange aus Silber ist das Jahr 1827 eingraviert. Sie ist zum einen Beleg für die damalige Verbreitung von Zucker in Haushalten in Elmshorn und Umgegend. Zum anderen verweist sie auf seine Kostbarkeit, denn als aufwändig gestaltetes, repräsentatives Besteck aus Silber gehörte sie vermutlich in einen wohlhabenden Haushalt. Die Zuckerzange ist mit einem Blumenmuster und fein gearbeiteten Schmuckelementen verziert. Sie stammt aus der Hochphase des Gold- und Silberschmiedehandwerks in Elmshorn zwischen 1730 und 1850. Allein in der Stadt gab es damals rund 40 Meister. Viele Werkstätten befanden sich in der Niederländerstraße, dem heutigen Flamweg. Gerade die reicheren Bürger der Stadt und  Bauern in den Elbmarschen konnten sich die kunstvollen Gold- und Silberarbeiten leisten – und sicher auch den Zucker aus Übersee.

Noch mehr Prachtstücke aus der Elmshorner Geschichte können Sie im Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte in der Bismarckstraße 1 entdecken. Ein Besuch lohnt sich! Das Haus ist mittwochs von 14-17 Uhr und sonntags von 11-13 Uhr geöffnet.

Inventarnummer: A-0203

Datierung: 1. Drittel des 19. Jahrhunderts (1827)

Material: Silber

Maße: L 14,5 cm

Herkunft: Elmshorn

Standort: Dauerausstellung, EG, Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte

Barrierefreiheit und Inklusion in Museen

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Veranstaltung mit Kulturministerin Spoorendonk im Industriemuseum

Ein zeitgemäßes Museum muss barrierefrei sein – darin waren sich alle Beteiligten einig. Am 2. März fand im Industriemuseum Elmshorn die offizielle Präsentation einer Umfrage zu Barrierefreiheit und Inklusion in Museen statt. Dafür reiste eigens die Kulturministerin Anke Spoorendonk aus Kiel an.

Anke Spoorendonk, Kulturministerin von Schleswig-Holstein

Durchgeführt wurde die Studie von der digiCULT-Verbund eG im Auftrag des Museumsverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Finanzierung gewährleistete das Land Schleswig-Holstein, so dass die Erhebung auf die Museen des Landes beschränkt blieb. Insgesamt erhielten 263 Museen den Fragebogen, 105 beteiligten sich letztendlich an der Umfrage. Ziel war es, ein realistisches Bild des gegenwärtigen Standes von Barrierefreiheit und Inklusion in den Museen zu bekommen. Die Ergebnisse wurden nun in Elmshorn vorgestellt.

Prof. Dr. Jörn Henning Wolf, Vorsitzender des Museumsverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.

Nach der Begrüßung durch die Museumsleiterin Bärbel Böhnke lobte Ministerin Spoorendonk das Industriemuseum als Aushängeschild für die Stadt Elmshorn. Sie betonte die Bedeutung barrierefreier und inklusiver Angebote in den Museen und verwies auf die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009. In der schleswig-holsteinischen Landesverfassung ist Inklusion seit Ende 2014 verankert. „Diese Untersuchung ist ein erster Schritt. Mir ist bewusst, dass – wie auch in anderen Kulturbereichen – in diesem Zusammenhang noch eine Vielzahl von baulichen, aber auch sonstigen Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit auf den Weg zu bringen sind. Die heute hier vorgelegten Untersuchungsergebnisse bilden eine erste Grundlage, auf der nächste Schritte geplant werden können“, so Spoorendonk. Sie ermunterte die Museen, die Beratungs- und Fortbildungsangebote in dieser Hinsicht anzunehmen und sich an der Museumszertifizierung zu beteiligen.

Frauke Rehder, Geschäftsführerin der digiCULT Verbund eG

Der Präsident des Museumsverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg, Prof. Dr. Jörn Henning Wolf, stimmte ihr in seinem Grußwort zu, dass eine schrittweise Verbesserung der realistische Weg sei. Er lobte die differenzierte Auswertung der Studie, die eine gute Handlungsbasis darstelle. Frauke Rehder, Geschäftsführerin von digiCULT, stellte anschließend die Umfrageergebnisse vor. Ihr Fazit: Die Museen in Schleswig-Holstein hätten Inklusion bereits als wichtiges Thema erkannt, einiges sei auch schon passiert. Generell aber bleibe noch viel Verbesserungspotential. Eine Begleitung durch Beratungsangebote und Förderprogramme auch seitens des Landes sei wünschenswert, um die Museen auf ihrem Weg zu mehr Barrierefreiheit zu begleiten.

 

Filmaufnahmen im Industriemuseum

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NDR zu Gast in Elmshorn

Nicht nur zu seinen Lebzeiten war Franz Breckwoldt eine überregional bedeutende Persönlichkeit: Die Sonderausstellung „Schätze von Bauer Breckwoldt“ lockte gestern sogar ein Filmteam des NDR ins Industriemuseum Elmshorn. Für die Sendung „Zeitreise“ nahm das Team vielfältiges Filmmaterial auf. Museumsleiterin Bärbel Böhnke und Rainer Adomat, Mitglied des Kreisheimatverbandes Pinneberg, gaben nicht nur Einblicke in das Leben und Wirken von Franz Breckwoldt und zeigten seine gesammelten Schätze in der Ausstellung, sondern führten diese auch fachkundig vor. Besonders sehenswert: die großen Wasserschaufeln zum Graben kleien.

Breckwoldt-Ausstellung nur noch bis 26. März zu sehen

Die Sonderausstellung zeigt ausgewählte Objekte aus der umfangreichen landwirtschaftlichen Sammlung, die Franz Breckwoldt dem Elmshorner Museum schenkte. Anhand der gesammelten Schätze von Breckwoldt werden traditionelle Arbeiten auf dem norddeutschen Land wieder lebendig wie das Graben kleien, Reepschlagen oder Reetdach decken. Wer sich die Ausstellung noch selbst anschauen möchte, hat dazu an diesem Wochenende die letzte Gelegenheit – sie ist nur noch bis 26. März zu sehen.

Der Sendetermin für die „Zeitreise“ über Franz Breckwoldt im NDR steht noch nicht fest.

 

Objekt des Monats März

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Mit Eimer und Staubsauger

Auf der Nürnberger Spielzeugmesse 1974 stellte die Firma geobra Brandstätter aus dem fränkischen Zirndorf erstmals ihre neueste Erfindung vor: 7,5 cm große, bunte Kunststofffiguren mit beweglichen Armen und Beinen, Greifhänden, austauschbarem Zubehör und lächelnden Gesichtern. Weil die Figuren zusammengesteckt beziehungsweise -geklickt werden konnten, hießen sie Klicky. Als Aufstellfiguren, mit denen verschiedene Szenen nachgespielt werden konnten, standen sie in der Tradition der Zinn-, Holz- und Massefiguren. Neu waren jedoch ihre Beweglichkeit und das auswechselbare Zubehör.

Es war der Beginn einer weltweiten Erfolgsgeschichte. Gezielt als Systemspielzeug entwickelt, verhilft Playmobil seinem Hersteller bis heute zu millionenschweren Umsätzen. Die kleinen Figuren gibt es inzwischen in unzähligen Ausführungen mit kaum überschaubarem Zubehör.

Ritter und Hausfrau

1974 startete Playmobil zunächst mit drei Themenserien. Der Ritter stand für die historischen Lebenswelten, der Indianer für andere Kulturen und der Bauarbeiter bildete die Gegenwart ab. In der Gestaltung noch sehr schlicht, unterschieden sich diese drei Playmobil-Männchen vor allem durch ihr Zubehör. Die erste weibliche Figur kam 1976 auf den Markt, erkennbar an den halblangen Haaren und dem ausgestellten Kleid. Ein Busen als äußeres Merkmal folgte erst 1987. Vor allem aber verriet die weitere Ausstattung der Playmobil-Frau ihr Geschlecht: Sie trug ein Kopftuch, hielt in der einen Hand einen Staubsauger, in der anderen einen Handfeger und verfügte über Eimer, Teppichklopfer, Fegeblech und Besen als zusätzliches Zubehör. Ganz im Sinne des traditionellen Familienbildes erhielten die ritterlichen Kämpfer und zupackenden Bauarbeiter damit eine fleißige Hausfrau und Raumpflegerin zur Seite gestellt. Mit den ersten Kinderfiguren 1981 war die Playmobil-Kernfamilie komplett.

Vorgegebene Geschlechterrollen

Während die 68er-Proteste und die neue Frauenbewegung das alte Familienbild grundsätzlich in Frage stellten und dessen Rollenmuster allmählich aufbrachen, spiegelte Playmobil bis in die 1980er Jahre überwiegend traditionelle Geschlechterrollen wider. Zwar richtete sich das Spielzeug an Jungen und Mädchen gleichermaßen, doch nahmen die weiblichen Figuren überwiegend klassische Rollen wie Mutter, Hausfrau und Hausangestellte ein. Bis heute hat sich dieses Angebot erheblich erweitert. In der Playmobilwelt gibt es zum Beispiel auch Polizistinnen, Agentinnen, Handwerkerinnen oder Piratinnen. Dennoch dominieren zurzeit wieder klassische Rollenbilder. So richten sich aktuelle Playmobil-Angebote insbesondere mit Beautysalons, Einkaufscentern und Prinzessinnenschlössern an Mädchen. Vielfach ist dieses Spielzeug in Rosa und Lila gehalten. Und auch die Hausfrau – inzwischen mit modernisiertem Zubehör – ist weiterhin präsent.

Mehr zur Entwicklung von Spielzeug und Mädchen- und Jungenwelten zwischen 1900 und heute erfahren Sie in der neuen Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?!“ Kinderwelten gestern und heute“ im Industriemuseum Elmshorn. Die Ausstellung wird am Sonntag, 2. April, um 11.00 Uhr eröffnet und ist bis zum 3. Dezember zu sehen. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei.

Inventarnummer: 2017-0028

Datierung: 1976

Material: Kunststoff

Maße: H 7,5 cm; B 4 cm

Hersteller: geobra Brandstätter (Zirndorf)

Standort ab 2. April 2017: Sonderausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn

Öffnungszeiten Ostern

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In der Osterzeit ist das Industriemuseum Elmshorn am Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersamstag, 13. bis 15. April, jeweils von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.

Auch am Ostersonntag, 16. April begrüßen wir Sie gerne bei uns im Museum: Von 11.00 bis 17.00 Uhr können Sie an diesem Tag die Dauer- und Sonderausstellung besichtigen.

Am Ostermontag, 17. April ist das Museum geschlossen.

 

 

 

Spiele ohne Stecker im Museum

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Ausstellung der MuseobilBOXEN bis 9. Mai

Im Industriemuseum dreht sich momentan alles um das Thema „Kinderwelten“: Neben der neuen Sonderausstellung fand vor Ostern auch eine kostenlose Ferienaktionswoche unter dem Motto „MuseobilBOX – Spiele ohne Stecker“ statt. Vom 10. bis 13. April gingen 18 Mädchen und Jungen zusammen mit dem Museumsteam, der Pädagogin Dr. Hille Lucht-Wraage, dem Kinder- und Jugendhaus am Krückaupark und dem Offenen Schulhof der Friedrich-Ebert-Schule auf eine spannende Entdeckungsreise rund um alte und neue Kinderspiele.

Vier Tage lang erkundeten sie gemeinsam das Museum und seine Aufgaben, lernten alte Kinderspiele kennen und probierten sie aus. Steckenpferde, Hula-Hoop-Reifen, Hinkepott, Kreisel, Anziehpuppen ausmalen, Murmeln und vieles mehr kam zur Freude der Teilnehmenden zum Einsatz. Kreativ und fantasievoll erfanden sie aus wenigen Materialien ihre eigenen Spiele und bastelten ihr eigenes Spielzeug, zum Beispiel mit Schuhkartons. Die Termine fanden dabei abwechselnd im Museum, im Jugendhaus und an der FES statt.

In den MuseobilBOXEN gestalteten die Teilnehmenden ihre eigene Ausstellung zum Thema Spielen. Als Exponate brachten sie Spielzeug mit oder stellten ihre selbst hergestellten Spiele aus, versehen mit kleinen Objektbeschriftungen. Neben dieser Ausstellung ihrer Museen in der Box bereiteten die Kinder auch eine öffentliche Spiele-Olympiade für den Abschlusstag der Woche vor.

An mehreren Stationen konnten Freunde und Familie dann am Donnerstagnachmittag ihr Geschick beweisen – fachkundig angeleitet von den Teilnehmenden: vom Kreiselspiel bis zur Murmelbahn, vom Ringe werfen bis zu Tischkegeln, Flipper mit Murmeln und Sturmscheiben sorgten die ausgewählten Spiele für Spaß und gute Laune und einen gelungenen Abschluss der Projektwoche.

Die Ausstellung der Boxen ist noch bis zum 9. Mai im Industriemuseum zu sehen.

 

MuseobilBOX_mitBVMP

 

 

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Objekt des Monats April

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Mädchen mit Holzroller. Um 1930. Foto aus der Sammlung des Industriemuseums Elmshorn.

Freiheit auf Rädern

Mit einem Bein fest auf dem Trittbrett, mit dem anderen kräftig Schwung holen: Roller fahren ist für viele eine wesentliche Erinnerung an ihre Kindheit. In der Regel eines der ersten Fahrzeuge ihres Lebens, verleiht der Tretroller Kindern seit Generationen ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Sie können damit weitere Strecken zurücklegen und sich schnell und allein fortbewegen. Da bis in die 1960er Jahre ein eigenes Fahrrad für Kinder nicht selbstverständlich war, kam Rollern lange eine besondere Bedeutung für diese Bewegungsfreiheit zu.

Steiff: Mehr als Stofftiere

In seiner aktuellen Ausstellung zeigt das Industriemuseum einen Tretroller aus Holz von der Firma Steiff. Er stammt aus den 1930er Jahren. Die Räder sind rot und weiß mit Gummireifen, die Metallscharniere blau. Ursprünglich besaß der Roller unterhalb des Lenkers auch einen Richtungsanzeiger. Auf dem Holz lassen sich noch der Schriftzug „Steiff“ sowie das Logo mit dem Bärenkopf erkennen.

1880 von Margarete Steiff gegründet, ist die Firma vor allem für ihre Stofftiere mit dem berühmten „Knopf im Ohr“ bekannt und untrennbar mit der Erfolgsgeschichte des Teddybären verbunden. Darüber hinaus produzierte Steiff aber über viele Jahrzehnte auch sehr erfolgreich Holzspielzeug, Drachen, Tretautos und Roller. Die Holzroller gehörten mit zu den ersten Produkten, die bei Steiff in den 1920er Jahren am Fließband hergestellt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die einfachen Roller aus Holz zunehmend Konkurrenz durch Modelle aus Metall. Bunt lackiert und mit Ballonreifen, wurden diese im Laufe der Jahre mit immer mehr Extras ausgestattet: Trittbremse, Ständer, Vorder- und Rücklicht, Klingel.

Vom Spielzeug zum Sportgerät

Als Spielzeug für Kinder waren solche Roller äußerst beliebt. In der Nachkriegszeit entstanden etliche Rollerbahnen. Auf diesen Anlagen aus Betonplatten sollten Kinder mit ihren Fahrzeugen spielerisch verkehrssicheres Verhalten einüben. Die erste Rollerbahn in Hamburg wurde beispielsweise 1953 in Dulsberg eingeweiht. Inzwischen steht sie unter Denkmalschutz und wurde erst im vergangenen Jahr nach aufwändiger Sanierung wiedereröffnet. Bis heute sind Rollerbahnen auch ein beliebter Bestandteil unter anderem von Kindergartenanlagen.

Doch nicht nur Kinder lieben nach wie vor die Freiheit auf Trittbrett und Rädern: Seit einigen Jahren lässt sich ein Roller-Trend auch unter Erwachsenen beobachten. Im Schwarzwald und in Österreich etwa werden Rollerstrecken für geländegängige Tretroller angeboten. Als professionelle Sportgeräte kommen Roller unterschiedlichster Bauart für Bahn- und Straßenrennen, für Stunts und Tricks und sogar für Hunderennen zum Einsatz. Und durch die Städte flitzen längst nicht nur Kinder auf Scootern und Kickboards. Gerade im Bereich des Freizeitvergnügens bewerben Anbieter das Rollerfahren dabei gerne als Wiedererleben eines Kindheitsgefühls.

Weitere Einblicke in Kinderwelten von 1900 bis heute bietet die aktuelle Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ im Industriemuseum Elmshorn.

Inventarnummer: 2017-0126

Datierung: 1930er Jahre

Material: Holz, Metall, Gummi

Maße: H 80 cm; L 88 cm

Hersteller: Margarete Steiff GmbH

Standort: Sonderausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn

Refill Hamburg

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Kostenlos Trinkwasser auffüllen: Das Industriemuseum ist dabei!

Bei uns können Sie künftig kostenlos Ihre Wasserflaschen mit Trinkwasser auffüllen: Das Industriemuseum ist als erste Elmshorner Einrichtung eine Refill Station im Netzwerk „Refill Hamburg“. Das Erkennungszeichen ist der blaue Aufkleber an unserem Fenster.

Überall, wo Sie einen solchen Aufkleber sehen, können Sie in der Stadt und in der Metropolregion Hamburg ihre leeren Wasserflaschen wieder auffüllen lassen. Die Idee dahinter ist, unnötigen Plastikmüll zu reduzieren, die Umwelt zu schonen und für die eigene Gesundheit durch ausreichende Wasserzufuhr zu sorgen.

Inspiriert von „Refill Bristol“ hat Stephanie Wiermann diese Aktion für Hamburg auf die Beine gestellt und dort schon etliche Cafés, Bars und Geschäfte als Refill Stationen gewinnen können. Wir hoffen auf weitere Mitstreiter in Elmshorn!

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage zu „Refill Hamburg“.

 

Objekt des Monats Mai

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Eine Vase als Liebesbeweis

Wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter der Steingutfabrik Carstens ein Geschenk suchten, wandten sie sich gerne an ihren Kollegen Alois Riebl aus der Keramikmalerei. Er galt als besonders talentiert und bemalte auf Wunsch ein ganzes Kaffeeservice von Hand mit individuellen Mustern. So erinnerte sich sein Kollege Johann Trendel, der als Packer bei Carstens arbeitete: „Bei Alois Riebl hab ich manche Sachen bestellt: Wie ist das, ich möchte ein Kaffeeservice haben, Alois, würdest du mir dieses bewusste Dekor: Glaube, Liebe, Hoffnung malen. Und dann möchte ich auch gern, dass du meinen Namen unter schreibst, und dann hat er in Gold geschrieben auf der anderen Seite ‚Für meine Dolli, Dein Johann‘ in Goldschrift, ganz groß.“

Antrag per Vase

Auch für sich selbst fertigte Riebl ganz persönliche Einzelstücke wie unser Objekt des Monats. Die kleine Vase aus weißem Steingut ist mit einem breiten Goldrand eingefasst und aufwändig bemalt. Unter einem blühenden Rosenstrauch schmiedet Amor mit Hammer und Amboss einen goldenen Ring. Der dazugehörige zweite Ring ist bereits fertig und trägt die Inschrift „Emma“. Auf der anderen Ansichtsseite der Vase ist eine weitere Darstellung Amors zu sehen. Der geflügelte Liebesgott in Knabengestalt sitzt hier auf einer violett-gelben Blume und hält zwei Pfeile in der Hand. Auf dem Unterboden ist die Vase mit Riebls Namen signiert. Sie war gedacht für seine Auserwählte Emma Barg und die Motivwahl legt nahe, dass es sich um ein Verlobungsgeschenk handeln sollte.

„Pott Carstens“

Ebenso wie Riebl arbeitete auch Emma Barg in der Steingutfabrik der Familie Carstens am Elmshorner Krückau-Ufer. 1905-1907 errichtet, hieß sie im Volksmund nur „Pott Carstens“. Der Fabrikgründung voraus ging ein florierender Steingutgroßhandel, für den unter anderem um 1890 das Speichergebäude errichtet wurde, in dem sich heute das Industriemuseum befindet. Die eigene Herstellung expandierte schnell: Um 1922 beschäftigte das Unternehmen mehr als 3.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an 14 Standorten in ganz Deutschland. Allein in Elmshorn arbeiteten 400 Männer und Frauen bei Carstens. Neben keramischer Massenware entstanden auch zahlreiche Einzelstücke, deren künstlerischer Wert bis heute geschätzt wird. So stolz die Arbeiter und Arbeiterinnen auf die Schönheit ihrer Produkte waren, so hart waren jedoch auch die Arbeitsbedingungen. Die Löhne waren niedriger als in anderen Elmshorner Industriebetrieben, Hitze und staubige Luft an den Arbeitsplätzen belasteten die Gesundheit.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet die Firma Carstens in eine schwere Notlage und musste in Elmshorn zahlreiche Arbeiter und Arbeiterinnen entlassen. 1938 wurde die Produktion an der Krückau schließlich komplett eingestellt. Und auch Alois Riebl blieb ein Happy End mit Emma Barg verwehrt: Sie heiratete letztendlich jemand anderen.

Für alle Paare mit glücklicherer Geschichte steht ab Juli das Industriemuseum wieder als Ort für eine standesamtliche Trauung zur Verfügung. An jedem 1. Freitag im Monat kann zwischen 10 und 13 Uhr in der einzigartigen Museumsatmosphäre geheiratet werden. Für alle weiteren Auskünfte und Absprachen wenden Sie sich bitte an das Standesamt Elmshorn.

 

Inventarnummer: 2000-0507

Datierung: um 1910

Material: Steingut, Goldrand

Maße:  H 13 cm, D 6 cm

Hersteller: C. & E. Carstens, Elmshorner Steingutfabrik

Standort:Dauerausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn

Tage der Industriekultur am Wasser

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Am 17. und 18. Juni finden in der Metropolregion Hamburg zum vierten Mal die „Tage der Industriekultur am Wasser“ statt. Das erfolgreiche Kulturprojekt wird von der Metropolregion Hamburg organisiert und von der Stiftung Denkmalpflege Hamburg sowie der Projektpartnerschaft Nord unterstützt. Auch das Industriemuseum Elmshorn ist wieder mit dabei.

Öffentliche Museumsführung „Hochbetrieb im Hafen“

Samstag und Sonntag um je 15.00 Uhr finden öffentliche Museumsführungen zum Thema Leben und Arbeiten im und um den Elmshorner Hafen statt. Vor rund 100 Jahren herrschte emsiger Hochbetrieb in dem drittgrößten Getreideumschlagplatz im deutschen Kaiserreich. Zwei- bis dreitausend Schiffe fuhren den Hafen pro Jahr an, transportierten neben Getreide auch Ziegelsteine und Kohle und sorgten für ein lebendiges Treiben an den Kaimauern. Über allem lag von früh bis spät das ohrenbetäubende Getöse der Schiffsbauarbeiten von der Kremer Werft. Die Führung durch das Museum nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte von Hafen und Schiffbau in Elmshorn.

Öffentliche Stadtführung „Mit dem Wäger durch den Elmshorner Hafen“

Zusätzlich nehmen wir Sie am Sonntag von 11.00 bis 13.00 Uhr mit auf einen Spaziergang der besonderen Art. Walfang, Sturmflut, Werften… Die Krückau bestimmte jahrhundertelang das Leben und Arbeiten im Ort. Um 1900 war im Hafen täglich viel Betrieb; eine wichtige Person war der Getreidewäger, der seine Tätigkeit auf einem hohen Gestell auf den Schiffen ausübte. Auf diesem Rundgang durch den Elmshorner Hafen anlässlich der Tage der Industriekultur erleben Sie mit dem Wäger eine Zeitreise und erfahren viel Interessantes über das Leben im Hafen und in der Stadt.

Alles rosa, alles blau?! – Der Katalog zur Ausstellung

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„Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ – Der Katalog zur Ausstellung ist da!

Begleitend zur Ausstellung im Industriemusem Elmshorn ist im Husum-Verlag ein gleichnamiger Ausstellungskatalog mit zahlreichen Abbildungen erschienen. Historische Kinderfotos vom Kaiserreich bis heute bilden einen Einblick in die Entwicklung der Lebenswelten von Kindern. Zusätzlich finden Sie darin viele Abbildungen der noch bis zum 3. Dezember im 2. OG des Museums zu bewundernden Objekte. Somit ermöglicht der Katalog allen Interessierten, ein Stück Museum mit nach Hause zu nehmen.

Erzähl doch mal!

Beim gemeinsamen Blättern bietet der Begleitband aber nicht nur Alt und Jung die Möglichkeit, in Erinnerungen zu schwelgen und sich miteinander über die eigenen Spiele von früher und heute auszutauschen:

Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen wurden insgesamt 20 Elmshorner und Elmshornerinnen zu ihren Kindheitserinnerungen interviewt. Die Einblicke der zwischen 1925 und 1998 geborenen Interviewpartnerinnen und -partner sind in Auszügen in einzelne Kapitel eingebettet und ergänzen durch ihre individuellen Einblicke die historischen Darstellungen.

Spielen früher und heute

In einem Querschnitt der letzten hundert Jahre werden somit auf 96 Seiten Erinnerungen lebendig, bieten Anregungen zum Austausch, Staunen und Ausprobieren. Mit was spielten Oma und Opa eigentlich in den Nachkriegsjahren? Welche Spielzeuge sind heute „typisch Mädchen, oder typisch Junge?!“ Und wie spielten die Kinder früher im Freien? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Spielen!

Den Katalog können Sie ab sofort im Museumsshop und im Buchhandel erwerben.

Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute, Husum-Verlag 2017. 96 S. Preis 14,95 €.

ISBN 978-3-89876-877-1

 

Stadtradeln 2017 – wir sind dabei

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Das Industriemuseum Elmshorn startet in diesem Jahr zum fünften Mal bei der bundesweiten Aktion Stadtradeln. Wir rufen wieder alle Freundinnen und Freunde des Industriemuseums Elmshorn auf, gemeinsam für ein besseres Klima im Team möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen – egal ob beruflich oder privat! In die Pedale treten können alle, die in Elmshorn wohnen, arbeiten oder zur Schule gehen oder Mitglied im Förderverein des Industriemuseums sind – und das kostenlos. Einfach dem Museumsteam unter Team Industriemuseum Elmshorn beitreten und die gefahrenen Kilometer regelmäßig im Aktionszeitraum in den Online-Radelkalender eintragen. Das Stadtradeln geht in diesem Jahr von Sonntag, den 11. Juni bis zum Samstag, den 1. Juli.

Ihre Zugangsdaten zum Online-Radelkalender aus den vergangenen Kampagnenjahren 2015 und 2016 sind noch gültig. Sollten Sie diese vergessen haben, so können Sie unter http://www.stadtradeln.de  ein neues Passwort erstellen.

Wir freuen uns über alle, die mitradeln!

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„Zwischen Meeresbrandung und Wolkentreiben“

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Der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Sylter Heimatmuseum in Keitum passte auch zu unserem diesjährigen Fördervereinsausflug: Die Nordseeinsel empfing uns mit starkem Wind und Wellengang, dichtem Wolkentreiben und einem Wechsel von Sonne und Regen. In Keitum erwartete uns mit dem Museumsleiter Alexander Römer ein bekanntes Gesicht. Bis Anfang 2015 absolvierte er sein Volontariat im Industriemuseum Elmshorn. Nun führte er uns durch sein neues Reich direkt am Kliff und gewährte Einblicke hinter die Kulissen und in kommende Projekte.

Neben der Dauerausstellung zur Geschichte der Insel von der Steinzeit über Schifffahrt, Walfang und prägende Sylter Persönlichkeiten bis zum „Ziegenstall“ von Valeska Gert zeigt das Museum zurzeit gleich zwei Sonderausstellungen. „Zwischen Meeresbrandung und Wolkentreiben“ widmet sich noch bis Dezember den Sylter Werken des Malers Johannes Hänsch. Während unzähliger Besuche auf der Insel hielt der Berliner Künstler immer wieder die verschiedenen Stimmungen von Meer und Himmel fest. Lebhaft diskutiert wurde in unserer Gruppe ein besonderer Inszenierungskniff: Repliken einiger Gemälde lehnten scheinbar achtlos abgestellt an der Wand oder waren gar mit Panzertape und Klebeband aufgehängt. Mit Originalen undenkbar – und genau diese Bedeutung des Originals im Museum sollte dadurch ins Bewusstsein gerufen werden.

Die zweite Sonderausstellung zeigt in einer Art Sylter Wunderkammer fünf Puppen in alter inselfriesischer Tracht, deren Originale sich in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckischen Stiftung in Halle befinden. Der Amrumer Pastorensohn Andreas Wedell brachte sie 1941 mit in seinen Studienort Halle. In Keitum konnten wir nicht nur Fotos der Originale betrachten, sondern auch detailgetreu nachgearbeitete Repliken dieser fünf Puppen, die 1939 im Altonaer Museum hergestellt wurden.

Auf eigene Faust erkundeten wir zudem das Altfriesische Haus in Keitum, ein Kapitänshaus aus dem 18. Jahrhundert. Kunstvolle Fliesen, prächtige Möbel und aufwändige Ausstattung von Küche, Schlafkammern, Stube und Pesel zeugen vom Wohlstand der früheren Bewohner und Bewohnerinnen.

Der Nachmittag stand uns schließlich allen zur freien Verfügung. Einen Teil der Gruppe zog es an den Strand nach Westerland, ein anderer Teil besuchte die Kirche St. Severin in Keitum. Gegen Abend ging es dann gemeinsam wieder zurück nach Elmshorn.


Objekt des Monats Juni

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Geographieunterricht der besonderen Art

Welche Stadt befindet sich nahe der dänischen Grenze? In welches Meer mündet die Elbe? Und wo liegt noch mal der Watzmann? Die Wandkarte im 3. Obergeschoss des Industriemuseums zeigt nicht nur die gesamte Fläche des „Deutschen Reiches“ in den 1920er und frühen 1930er Jahren, sondern bietet bis heute Gelegenheit, die eigenen Geographiekenntnisse unter Beweis zu stellen. Verbindet man einen der Punkte auf der Karte mit dem richtigen Namen der entsprechenden Stadt, des Gebirges, des Flusses oder des Berges, leuchtet ein Lämpchen auf und teilt somit auch visuell den Erfolg der richtigen Antwort mit. Die Technik dahinter ist ebenso simpel wie funktional: mit Hilfe von Kontakten, die durch ein Kabel miteinander verbunden sind, schließt sich bei einer richtigen Antwort ein Stromkreis und die Kontrollleuchte erhellt sich.

Früher Fortschritt im Klassenzimmer

Entwickelt wurde die Karte von einem Lehrer der Grundschule Klein Nordende-Lieth. Das Prinzip der Selbstkontrolle folgt reformpädagogischen Ansätzen der Montessori-Lehrmethode, die seitens der Schulleitung seit den 1920er Jahren verfolgt wurde. Diese hat die Schule bis heute beibehalten. Die Fortschrittlichkeit der jetzigen Grundschule zeigte sich bereits in der ersten Elternbeiratswahl 1920. Gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern besprachen die Mitglieder neue pädagogische Methoden, legten einen Schulgarten an oder berieten die kostenlose Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und Lehrmitteln. Bereits 1988 wurde die erste sogenannte Integrationsklasse eingeführt, in der Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam unterrichtet wurden. Der Vorsatz, vermehrt auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen, führte dazu, dass sowohl Lehrkräfte anderer Schulen als auch Studierende Fortbildungsveranstaltungen sowie Unterrichtseinheiten zum integrativen Unterricht besuchten.

Ein Klassenraum für alle Kinder

Die Grundschule Klein Nordende-Lieth wurde bereits 1894 errichtet, brannte jedoch noch im selben Jahr nieder. 1895 begannen die Neubauarbeiten. Damals wurden alle 78 Schülerinnen und Schüler der Unter-, Mittel- und Oberstufe in einer Klasse unterrichtet. Da die Zahl der Schulkinder stetig stieg, wurde 1900 ein zweiter Klassenraum angebaut. Fortan erfolgte eine Teilung der Schülerinnen und Schüler nach Jahrgängen: die jüngeren Kinder der ersten bis vierten Klasse wurden gemeinsam unterrichtet, wohingegen die zweite Klasse sich aus insgesamt fünf Jahrgängen, bestehend aus älteren Kindern, zusammensetzte. Weitere zehn Jahre später erfolgte der Umzug der Schule in ein neu errichtetes Gebäude.
Eine Besonderheit der heutigen Grundschule Klein Nordende-Lieth war die 1926 errichtete Badeanstalt, welche seit der Mitte der 1950er Jahre als Fischteich genutzt wurde und heute ein Feuerlöschteich ist.

1994 wurde die beinahe 100 Jahre alte Wandtafel auf dem Dachboden der Schule gefunden. Als Spende ging sie kurze Zeit später in den Besitz des Museums über und ist auch heute noch voll funktionstüchtig. Im Rahmen von Führungen kann die Tafel ausprobiert werden.

Wie der Schulbesuch sich in den vergangenen 100 Jahren verändert hat, erfahren Sie in unserer Dauerausstellung im 3. Obergeschoss des Museums. In der Museumsschule können Groß und Klein Schulregeln einüben sowie das Schreiben mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Tinte und Feder üben.

Inventarnummer: 2017-0180

Datierung: 1920er Jahre

Material: Holz, Kunststoff, Glas, Metall, Lack

Maße: 92 x 121 x 4,5 cm

Nutzungsort: Grundschule Klein Nordende-Lieth

Standort: Dauerausstellung, 3. OG, Industriemuseum Elmshorn

Sommerferien im Industriemuseum

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Die Sommerferien stehen vor der Tür! Auch wir nutzen diesen Anlass, um die Museumsschule zu schließen und widmen uns ab Montag, dem 24. August, umfangreichen Modernisierungs- und Baumaßnahmen in den Ausstellungsbereichen „Nationalsozialismus“ und „Schule“. Die Ausstellungen der übrigen Stockwerke sind während dieser Zeit uneingeschränkt zugänglich und können die gesamten Ferien über besichtigt werden – ein Besuch lohnt sich!

Sommer – Sonne – Museum

Kennen Sie zum Beispiel schon unsere aktuelle Sonderausstellung? Passend zum Thema „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ bieten wir während der Sommerferien eine bunte Mischung aus Familienführungen und Kreativangeboten für Kinder an. Womit haben unsere Groß- und Urgroßeltern gespielt? Wie mussten sich Kinder vor 100 Jahren in der Schule benehmen? Wo kann man im Industriemuseum Schiffe vom Stapel lassen? Im Sommerferienprogramm wird diesen und weiteren Fragen auf den Grund gegangen.

Programm für die ganze Familie

Gleich zwei Familienführungen bieten Jung und Junggebliebenen die Gelegenheit, im Museum in die Vergangenheit einzutauchen. Während in der Führung am Sonntag, den 30. Juli, Spiele aus der Vergangenheit kennengelernt und ausprobiert werden können, dreht sich in unserer Führung am 27. August alles um das Thema Schule.

Schule? In den Ferien? Auch wenn die Aussicht auf einen Schulbesuch während der Ferien auf Protestschreie stoßen könnte, sollen alle Schulkinder beruhigt sein: Der Unterricht in der kleinen Museumsschule ist deutlich unterhaltsamer, als es der ein oder die andere gewohnt sein wird! Ausgestattet mit Matrosenkragen und Schleifen wird der Griffel geschwungen und das Schreiben auf Schiefertafeln geübt. Oder vielleicht doch lieber wie die „großen“ Kinder mit Tinte und Feder? Während des Museumsunterrichts darf über Kuriositäten aus vergangenen Zeiten gelacht und vieles ausprobiert werden. Übrigens, die Schule im 3. Obergeschoss ist während der Sommerferien nur an diesem einen Sonntag zugänglich!

Exklusive Museumszeit für Ferienkinder

Zu Hause bleiben müssen alle Erwachsenen dann leider an den Montagen des 31. Julis und 14. Augusts. Hier öffnet das Industriemuseum seine Türen exklusiv für Ferienkinder! Gemeinsam mit unserer Museumpädagogin und Spieleexpertin entdeckt ihr an beiden Tagen alles zum Thema Spielzeug analog – also ohne Stecker oder Batterie. In einem Rundgang durch die Sonderausstellung könnt ihr zunächst Spiele aus vergangenen Zeiten kennenlernen, die im Nachhinein ausprobiert werden! Murmeln, Gummitwist oder Hula-Hoop-Reifen sind nur einige der Klassiker, die zum Einsatz kommen werden.

Am 14. August könnt ihr dann Euer handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Denn auch wenn es bereits früher Spielzeug in Geschäften zu kaufen gab, konnten sich diese Spielsachen nur die wenigsten Familien leisten. Daher wurden viele Dinge selbst hergestellt. Genau an diese Tradition knüpfen wir im Sommerferienprogramm am 14. August an und bauen uns aus Holz ein Segelboot, einen Kutter oder vielleicht doch eine Yacht? Nach Fertigstellung werden die Schiffchen dann im Museumshof vom Stapel laufen.

Alle Termine des Sommerferienprogramms sind hier noch einmal zusammengefasst:

Sonntag, 30. Juli von 15.00 bis 16.00 Uhr Öffentliche Familienführung | Alte Kinderspiele

Montag, 31. Juli von 15.00 bis 17.00 Uhr Sommerferienprogramm | Alte Spiele neu entdeckt

Montag, 14. August von 15.00 bis 17.00 Uhr Sommerferienprogramm |Kinderwerft

Sonntag, 27. August von 15.00 bis 16.00 Uhr Öffentliche Familienführung | Kindheit und Schule um 1900

Wir wünschen allen sonnige Sommerferien!

Euer Museumsteam

Mein Praktikum im Industriemuseum

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Hallo! Ich bin Schüler der Elsa-Brändström Schule in Elmshorn und habe in der 9. Klassenstufe vom 10.7.2017 bis zum 22.7.2017 mein Betriebspraktikum im Industriemuseum Elmshorn verbracht. Es hat mir sehr gut gefallen und meine Erwartungen übertroffen. Ich konnte, wie erwartet, einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen und durfte vieles machen und ausprobieren. So übertrug man mir zum Beispiel die Aufgabe, einen Zeitungsartikel zum Objekt des Monats zu verfassen, Exponate zu inventarisieren und Fotos zu machen. Anhand dieser Fotos konnte ich auch eine Einzellauflistung der Exponate in der Nachkriegsbaracke erstellen. Zudem half ich bei den Vorbereitungsmaßnahmen für den Umbau des dritten Obergeschosses. Ich habe während der zwei Wochen im Industriemuseum sehr viel über Museumsarbeit gelernt und das Praktikum hat mir sehr viel Freude bereitet und deckte sich 100% mit meinen Interessen. Abschließend kann ich sagen: Ich kann das Industriemuseum jedem Geschichtsbegeisterten als Praktikumsplatz sehr empfehlen.

Meine Lieblingsexponate sind:

Die Marshallplanplakette bei der Nachkriegsbaracke. Der Marshallplan war einfach genial und hat vielen Menschen in Not geholfen.

Der Kran eines Werftarbeiters für seinen Sohn. Ein tolles und einmaliges Spielzeug, welches es niemals zu kaufen gab.

Das Lego Auto aus den 1950er Jahren. Es ist ein kleiner „Schatz“, den ich an meinem ersten Tag gefunden habe.

Die Elektrische Eisenbahn des Herstellers Karl Bub. Ich habe eine Vorliebe für Modelleisenbahnen, und diese fasziniert mich besonders.

Objekt des Monats Juli

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Spielzeug mit Tradition

Das Objekt des Monats kommt dieses Mal aus der Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ des Industriemuseums Elmshorn: es handelt sich um eine elektrische Modelleisenbahn in Spurweite 0 des Herstellers Karl Bub Nürnberg von 1937. Die Firma Karl Bub Nürnberg wurde im Jahre 1851 von Karl Bub gegründet und stellte zunächst lackierte Blechspielwaren mit und ohne Uhrwerkantrieb her. Um 1905 spezialisierte sich das Unternehmen dann auf die Herstellung von Auto- und Eisenbahnmodellen mit Uhrwerkantrieben. Der Uhrwerkantrieb ist eine Antriebsart, bei der mithilfe eines kleinen Schlüssels, der dem in alten Uhren ähnelt, eine Metallfeder gespannt wird, die das Fahrzeug antreibt und die nach einer bestimmten Zeit wieder aufgezogen werden muss. In den Eisenbahnmodellen wurden nun aber auch vermehrt elektrische Antriebe verbaut, was zur damaligen Zeit noch eine Besonderheit war.

Der Herzenswunsch vieler Kinder

Wie so viele andere Hersteller auch, versuchte Bub mit seinen Produkten den damaligen Zeitgeist in seinen Produkten wider zu spiegeln. Mit Modellen der damals wie heute legendären Triebzüge „Fliegender Hamburger“ und „Schienenzeppelin“ begeisterte die Firma Karl Bub Nürnberg die Kunden. Dabei fokussierte sich Bub allerdings mehr auf Funktionsmodelle als auf möglichst detailreiche Originalnachbauten: mit mehreren Fahrstufen und Beleuchtung vorne (bei den Größeren auch Beleuchtung hinten) und mit Anschlussmöglichkeiten für Zugbeleuchtung waren die Modelle zum Spielen sehr attraktiv und ihrer Zeit voraus. Die Attraktivität zum Spielen war bei den damaligen Bahnmodellen sehr wichtig, denn ähnlich wie heute Smartphone oder Konsole war die Modelleisenbahn damals für viele Kinder der Herzenswunsch schlechthin. Und wenn es die ersehnte Bahn dann tatsächlich gab, wurde sie meist nur zu Weihnachten aufgebaut und sonst den Rest des Jahres weggeschlossen und sorgsam gehütet.

Verkleinerte Realität im Kinderzimmer

Bei der hier im  Museum abgebildeten Karl Bub Bahn handelt es sich um einen Zug der Nenngröße null. Die Nenngröße definiert den Verkleinerungsmaßstab und sagt nichts über die Spurweite aus. Heute gängige Nenngrößen sind etwa G, 1, 0, H0, TT, N und Z. Der Zug wäre im Maßstab 1:48 verkleinert, wenn er ein originales Vorbild hätte. Ausgestellt sind eine schwarze Schlepptender Dampflok mit zwei Glühbirnen als Frontbeleuchtung und zwei grün lithographierte Waggons, der Personenwagen 1521 und der Zugführerwagen 1587 von 1939. Die Lok ist 21 cm lang, 7cm breit und 10 cm hoch. Zudem werden ein zeitgemäßer Transformator aus dem Jahr 1901, einige Schienen, eine Bahnschranke und ein Bahnhof mit Lichtanschluss, was damals nicht unbedingt Standard war, gezeigt. Die Firma Karl Bub Nürnberg gehört zu den Wenigen Herstellern, die schon in den 1930er Jahren über ein Eisenbahn-Vollsortiment verfügte. Die Stromversorgung der Lokomotive geschieht per Wechselstrom über das heute außer bei Märklin kaum noch verbreitete Mittelleitersystem. Bei den Bahnen anderer Hersteller kommt der Strom über die unterschiedlich geladenen Schienenstränge zu der Lok. Die Besonderheit des Mittelleitersystems ist, dass beide Schienenstränge negativ geladen sind, während in der Mitte ein dritter, positiv geladener Strang verläuft, von dem die Lok ihren Strom nimmt. Diese Modellbahn, die einst sicher der wohlgehütete Schatz eines Kindes war, ist ein sehr interessantes Ausstellungsstück und noch voll funktionstüchtig! Noch bis zum 3. Dezember ist sie in der Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ im 2. Obergeschoss des Industriemuseums zu sehen.

Inventarnummer: 2015-0427

Datierung: 1930er Jahre

Material: Metall

Maße: L: 21, B: 7, H: 10 cm

Standort: Sonderausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn

Objekt des Monats August

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Eine Geschichte von Solidarität – der Jutesack der Genossenschaftsmühle Elmshorn

So unscheinbar der Mehlsack in der Dauerausstellung des 1. Obergeschosses im Industriemuseum Elmshorn auf den ersten Blick sein mag, so bedeutend ist die Geschichte, die hinter dem Stückchen Jute steckt. Für uns ist es heute selbstverständlich, Lebensmittel von guter Qualität zu moderaten Preisen zu erstehen. Noch vor rund hundert Jahren war es jedoch eine stete Herausforderung, die eigene Familie mit ausreichenden Grundnahrungsmitteln – wie eben auch Mehl – zu versorgen. Hier setzt die Geschichte unseres Jutesacks aus der Genossenschaftsmühle Elmshorn an, die von Solidarität erzählt.

Mühlengewerbe und Schweinemast im 19. Jahrhundert

Für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln spielten Getreidemühlen lange Zeit eine wichtige Rolle, da Mehlspeisen und Brot zur Hauptnahrung vieler Menschen gehörten. Bis in das Jahr 1854 herrschte in den Herzogtümern Schleswig und Holstein der so genannte Mühlenzwang. Errichtet werden durften Mühlen nur von den jeweiligen Grundherren, welche sie wiederum an Müller verpachteten. Jeder Mühle wurde ein Bezirk zugewiesen und die dort ansässige Bevölkerung stand unter dem Zwang, ihr Getreide ausschließlich dort mahlen zu lassen. Dies führte immer wieder zu Auseinandersetzungen, bis der Mühlenzwang schließlich abgeschafft wurde. Seit 1854 durften Mühlen unabhängig dieser Vorgaben gebaut und genutzt werden. Für Elmshorn bedingte die Aufhebung des Mühlenzwangs zur Zeit der Industrialisierung eine rasante Entwicklung: mit Hilfe des Einsatzes von Dampfmaschinen automatisierte sich die Mehlherstellung und führte zur Gründung erster Großbetriebe. Diese spezialisierten sich schnell auf die Herstellung von Futtermittel, das vor allem für die Schweinemast genutzt wurde. Als Schnittstelle zwischen Eisenbahn- und Schiffsverkehr entwickelte sich Elmshorn zu einer über die Grenzen bekannten Mühlenstadt und einem Zentrum der Schweinemast: Über die Krückau konnte Getreide schnell und günstig eingeführt werden. Die ländliche Umgebung bot Raum für die Schweinemast und die Mastschweine wiederum wurden per Eisenbahn nach ganz Deutschland transportiert.

                              

Das Prinzip Selbsthilfe in der Landwirtschaft

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das als Futtermittel weiterverarbeitete Getreide vielfach aus dem Ausland eingeführt. Die Besitzer großer Mühlen konnten günstig große Mengen an Getreide einkaufen, verarbeiten und an Schweinemastbetriebe absetzen. Da viele Müller mit den günstigen Verkaufspreisen nicht mithalten konnten, kam es zu der Monopolisierung einiger weniger Futtermittelmühlen. Gleichzeitig machten sich Landwirte, die in der Schweinemast tätig waren, von diesen Großmühlenbesitzern abhängig. Als Lösungsansatz dieser Problematik gilt das Prinzip der Selbsthilfe, wie jenes der Organisation in genossenschaftlichen Verbänden. Zu einem solchen Verband schlossen sich im Jahr 1914 insgesamt 340 Landwirte aus den Kreisen Steinburg und Pinneberg zusammen und gründeten die Genossenschaftsmühle Elmshorn. Mit ihrer Fusion konnten sie Unabhängigkeit der Mastbetriebe gegenüber den Großproduzenten erlangen und sich als Futtermittellieferant gleichzeitig auf dem Markt behaupten.

Die Genossenschaftsmühle Elmshorn e.G.m.b.H.

Die Genossenschaftsmühle Elmshorn etablierte sich bis in die 1930er Jahre durch Ankauf weiterer Mühlen und eines Siloneubaus direkt im Hafen zu der größten Schrotmühle Elmshorns. Neben dem Hauptgebäude am Hafen bestand ebenfalls eine Außenstelle am Barmstedter Bahnhof. Die Genossenschaft existierte bis 1991. Heute steht der Jutesack in der Dauerausstellung symbolisch für das Prinzip der Selbsthilfe in Zeiten des Wandels vom Handwerk zu Industriebetrieben.

 

Inventarnummer: 2005-0086

Datierung: 20. Jahrhundert

Material: Jute, Hanf

Maße: H: 105 cm, B: 70 cm, T: 45 cm

Nutzungsort: Elmshorn

Standort: Dauerausstellung, 1. OG, Industriemuseum Elmshorn

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